Regionalbischöfin Bahr plädiert für mehr gute christliche Popsongs

Eine als Frau lesbare Person mit kurzen blonden Haaren spricht und gestikuliert dabei.
Bild: epd-bild/Nancy Heusel

Hannover. Die evangelische Regionalbischöfin Petra Bahr plädiert für mehr gute christliche Popsongs in den Kirchen. „Es braucht Lieder, die es bis unter die Dusche schaffen, aber auch Songs, die ihre große Kraft in der Stille entwickeln“, sagte Bahr dem Evangelischen Pressedienst (epd) im Blick auf den bevorstehenden „Popkonvent ’24“ der hannoverschen Landeskirche. Dafür sei eine „sehr gute Ausbildung auf allen Ebenen“ nötig. Zum „Popkonvent“ treffen sich Musiker, Kirchenleitende sowie interessierte Profis und Laien an diesem Wochenende (16. bis 18. August) in Burgdorf bei Hannover.

Eine gute Ausbildung werde auch dazu beitragen, dass christliche Popmusik nicht in einem klanglichen und textlichen „Einheitssound“ ende, sagte Bahr, frühere Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Denn es gebe heute nicht mehr die eine Popmusik, sondern eine Vielfalt ganz verschiedener populärer Stile und Geschmäcker. „Die einen lieben Singer-Songwriter oder Kirchenschlager, die anderen Gospel, die dritten hätten am liebsten einen Gottesdienstraum, der auch mal bei Technoklängen bebt.“

„Die evangelische Kirchenmusik im Gottesdienst hat als Popmusik begonnen.“
Petra Bahr

Schon Martin Luther habe die populäre Musik seiner Zeit aufgegriffen, betonte die Theologin. Damals seien Melodien verwendet worden, die zuerst in Kneipen oder auf der Straße gesungen worden seien. Diese seien dann mit geistlichen Texten versehen worden. „Die evangelische Kirchenmusik im Gottesdienst hat als Popmusik begonnen“, resümierte Bahr. „Denn man wusste schon relativ früh: Was Menschen singen können, was ihnen zu Herzen geht und was sie vielleicht auch bei der Arbeit singen, ist etwas, das ganz andere Schichten des eigenen Lebens berührt als eine intellektuelle Ansprache.“

Kirchenleitungen und Gemeinden müssten akzeptieren, dass jede Zeit ihre eigenen Popularmusik habe, sagte Bahr. Christliche Popsongs müssten jedoch von guter Qualität sein, betonte sie. Die Texte dürften nicht bei einer „Feld-Wald-Wiesen-Liebe-Rhetorik“ stehen bleiben oder sich in „religiöser Rührseligkeit“ erschöpfen. Sie müssten in der Lage sein, „existenzielle und religiöse Fragen zu berühren: Liebe und Not, Scheitern, Sehnsucht nach Vergebung und Erlösung“.

Popkonvent ’24

Burgdorf. Popmusik in den evangelischen Kirchen Niedersachsens weiter zu professionalisieren ist das Ziel des „Popkonvents ’24“, der am kommenden Wochenende (16. bis 18. August) in Burgdorf bei Hannover stattfindet. Eingeladen sind Musikerinnen und Musiker, Kirchenleitende sowie interessierte Profis und Laien, wie das Netzwerk Popularmusik der hannoverschen Landeskirche mitteilte. Zu den Info-Runden, Podiumsgesprächen und Workshops werden zahlreiche Experten erwartet.

Ein Fachtag am Sonnabend (17. August) widme sich allen Facetten der Popularmusik, hieß es. Der Sänger, Bandleader und Popkantor Til von Dombois sagte, er hoffe auf eine „Welle der Inspiration“. Unter dem Motto „Pop – Kompetenz – Kirche“ könnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konkrete Ideen und Tipps mitnehmen, um die Popularmusik in der Kirchengemeinde voranzubringen. In mehreren Arbeitseinheiten werde es auch um Licht- und Tontechnik gehen.

Popmusik in der Kirche sei im Trend, betonte die Popkantorin des Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld, Hanna Jursch. Immer mehr Menschen suchten sich für Anlässe wie Konfirmation, Trauung oder Beerdigung Musikstücke aus, die sie auch im Alltag hören. Das seien oft Stücke aus der weltlichen Popularmusik, sagte Jursch.

Der Popkonvent wird am Freitag (16. August) mit einem „Abend der Liedermacher:innen“ in der Burgdorfer Innenstadt eröffnet. Dazu sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen. Der Eintritt ist frei. Zum ebenfalls öffentlichen Auftakt am Sonnabend in der St.-Pankratius-Kirche spricht die hannoversche Regionalbischöfin Petra Bahr. Beim Open-Air-Festgottesdienst am Sonntag predigt Landesbischof Ralf Meister.

epd-Gespräch: Michael Grau