Hannover. Nach dem Inkrafttreten des überarbeiteten Kita-Gesetzes in Niedersachsen hat Diakonie-Chef Hans-Joachim Lenke weitere Nachbesserungen angemahnt. Es müsse mehr zeitliche Ressourcen für die Leitungspersonen und pädagogischen Kräfte in den Kindertagesstätten geben, sagte er am Freitag in Hannover. Leitungspersonen bräuchten künftig mehr Zeit, um das Personal effektiv einzusetzen und Synergien zu heben. Fachkräfte müssten ihre Kompetenzen weiterentwickeln können.
Der Landtag in Hannover hatte das Gesetz im Juni überarbeitet, die Neuerungen traten Anfang August in Kraft. Danach können künftig auch sozialpädagogische Assistenzkräfte eine Kita-Gruppe leiten, wenn sie sich berufsbegleitend zur Fachkraft weiterbilden lassen. Zudem können in Ergänzungszeiten vorübergehend auch Hilfskräfte zur Betreuung der Kinder eingesetzt werden. Auf die eigentlich vorgesehene dritte Kraft in einer Gruppe kann vorerst verzichtet werden, wenn keine geeignete Fachkraft zur Verfügung steht. Hintergrund ist ein starker Fachkräftemangel in den Kitas.
Die Änderungen seien aus Sicht der Diakonie eine „erste Notfallmaßnahme, der langfristig eine Überarbeitung und Anpassung des Kita-Systems an die heutigen frühkindlichen Bildungsanforderungen folgen muss“, sagte Lenke. Die Kitas hätten sich in den vergangenen 25 Jahren von einer Halbtagsinstitution zu einer Ganztagsbetreuungs- und Bildungseinrichtung weiterentwickelt. Das trage auch dazu bei, dass der Beruf der Erzieherin oder des Erziehers attraktiver werde. „Diesen Weg muss die Landesregierung nun weiter fördern.“
Im Grundsatz begrüßte Lenke die aktuellen Neuregelungen: „Mit den jetzt eingeleiteten Maßnahmen wird der Druck bei den Betreuungszeiten herausgenommen.“ Dadurch erhielten die Eltern mehr Planungssicherheit. Wichtig sei, dass die Änderungen nur temporär seien und es keine dauerhaften Standardabsenkungen gebe: „Denn Kitas sind mehr als Betreuungseinrichtungen. Kitas sind Bildungseinrichtungen, in denen Fundamente für erfolgreiche Bildungswege von Kindern gelegt werden.“ Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) hatte für 2026 eine umfassende Kita-Novelle angekündigt.