Hannover. Obdachlose Menschen in Hannover und Umgebung haben weiterhin die Möglichkeit, sich nach einem Aufenthalt im Krankenhaus in einer speziellen Krankenwohnung zu erholen.
Die „Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung“ stellte für die nächsten fünf Jahre dafür rund 150.000 Euro für die beiden Krankenwohnungen der Diakonie zur Verfügung, um die Arbeit abzusichern. Menschen würden von den Kliniken meist nach Hause entlassen, ohne dass Wunden ausgeheilt seien, sagte der Stifter Udo Niedergerke am Freitag: „Aber was ist, wenn es dann gar kein zu Hause gibt?“
Die Diakonie ist der größte Anbieter von Krankenwohnungen für Wohnungslose in Niedersachsen. Sie unterhält in Hannover zwei solcher Wohnungen für jeweils sechs Personen. Daneben betreibt die Caritas kleinere Krankenwohnungen in Hannover und Bersenbrück bei Osnabrück. Immer wieder komme es vor, dass Menschen durch das Netz des Gesundheitswesens fielen, sagte der Mediziner Niedergerke: „Und hier werden sie aufgefangen.“ In Hannover leben nach Schätzungen bis zu 4.000 Menschen ohne festen Wohnsitz, viele davon aus Osteuropa. Rund 500 von ihnen übernachten regelmäßig im Freien.
„Menschen auf der Straße können dort nicht genesen“, erläuterte Anne Wolter von der Wohnungslosenhilfe der Diakonie. „Wo sollen sie da zur Ruhe kommen? Man braucht ein Bett, einen ruhigen Ort, einen Schutzraum. Und den finden sie hier.“ In der Krankenwohnung würden sie zudem von einem Sozialarbeiter und einer Gesundheits- und Krankenpflegerin begleitet. Das Ziel sei, sie nach dem Aufenthalt in eine eigene Wohnung zu vermitteln. Finanziert werde die Arbeit hauptsächlich über Landesmittel. Die Stiftung helfe jedoch, Finanzierungslücke zu schließen und Renovierungen zu ermöglichen.
Viele wohnungslose Menschen kämen mit offenen Beinen in die Krankenwohnung - mit Wunden, die im Schmutz der Straße nicht heilen könnten, erläuterte Sozialarbeiter Thomas Kothe. „Wir haben aber auch Tumor-Erkrankungen und begleiten Menschen bei Chemo-Therapien.“ In der Krankenwohnung würden sie zugleich wieder an das Leben in eigenen vier Wänden gewöhnt. Viele hätten dies auf der Straße verlernt: „Wir versuchen, die Menschen wieder wohnfähig zu machen.“
Stifter Udo Niedergerke betonte, für viele Obdachlose sei ein Aufenthalt in der Krankenwohnung „der Ausstieg aus der Wohnungslosigkeit“. Etwa 30 Prozent schafften es in eine eigene Wohnung. Wenn das nicht gelingt, wird ihnen nach Angaben der Diakonie zumindest ein Platz in einer Unterkunft oder einem Heim für betreutes Wohnen vermittelt. Diakoniepastor Friedhelm Feldkamp bezeichnete die Wohnung als „Kraftort“, weil hier Menschen wieder zu Kräften kämen.
Bild: Insa Becker-Wook
epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen