Surborg: Kirchenleitung muss Vertrauen neu gewinnen

Blick in eine Kirche, in der Menschen in Reihen sitzen vor einer Leinwand, wie in einem Plenarsaal.

Loccum. Begleitet von kontroversen Diskussionen über den Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt in der Kirche hat am Mittwoch in Loccum bei Nienburg die Frühjahrssynode der hannoverschen Landeskirche begonnen. Die Kirchenleitung stehe dabei vor der großen Aufgabe, neues Vertrauen zu gewinnen, sagte der Vorsitzende des zentralen Landessynodalausschusses, Jörn Surborg, zum Auftakt der Beratungen vor dem evangelischen Kirchenparlament. Es müsse jetzt transparent, entschlossen und partizipativ gehandelt werden. Zugleich müsse deutlich werden: „Kirche, das sind wir alle, nicht nur die an der Spitze.“

Kurz vor Beginn der Synode hatten Missbrauchsbetroffene in einem offenen Brief eine „verschleppte Aufarbeitung“ von Fällen sexualisierter Gewalt in der Landeskirche kritisiert und den Rücktritt von Landesbischof Ralf Meister gefordert. Unter anderem monierten sie Versäumnisse in der Fachstelle Sexualisierte Gewalt. Die kirchenleitenden Gremien stellten sich jedoch hinter den Bischof. Bereits zuvor hatten rund 200 Pastorinnen, Pastoren und weitere Mitarbeitende der Landeskirche in einem Brief ihren Unmut über den Umgang der Kirchenleitung mit den Missbrauchsfällen zum Ausdruck gebracht.

Surborg betonte vor der Synode, „dass wir alle gemeinsam für die Fehler verantwortlich sind, die in der Vergangenheit passiert sind“. Die Fachstelle leiste eine „exzellente Arbeit, bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit“. Dass sie durch zahlreiche Anforderungen und Anfragen jetzt an ihre Grenzen komme, liege auch in der Verantwortung der Kirchenleitung: „Und die werden wir angehen, weil dieses Thema zentral für die Zukunftsfähigkeit der Kirche ist.“

Der Ausschussvorsitzende bezeichnete 2024 als schwieriges Jahr für die Kirche und bezog dabei auch die steigenden Austrittszahlen und die schwindenden finanziellen und personellen Ressourcen mit ein: „Es mag sein, dass man in der Nachbetrachtung das Jahr 2024 als das Jahr sehen wird, in dem sich der entscheidende Übergang von der Rolle der Kirche als selbstverständlicher Organisation und Akteurin im Sozialraum hin zu etwas entwickelt, das wir jetzt noch nicht kennen.“

Mehrere negative Entwicklungen verliefen gleichzeitig und verstärkten sich gegenseitig, sagte Surborg: Sie beschleunigten so einen Prozess, der die einstige Position der Kirche als Organisation, die noch im ganzen Land spürbar sei, immer stärker erodieren lasse. Das Kirchenparlament tagt noch bis zum Sonnabend in der Loccumer Klosterkirche.

epd Niedersachsen-Bremen