Gifhorn/Hannover. Die Dachstiftung Diakonie in Hannover und Gifhorn hat sich auf eine konsequente und aktive Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in ihren Einrichtungen verpflichtet. Im Umgang mit diesen Fällen sei häufig weggeschaut worden, heißt es in einer Freitag veröffentlichten Erklärung der Stiftung: „Die Vorwürfe wurden beschwichtigt und nicht aufgeklärt, und so wurden Täter geschützt.“ Das Verhalten mutmaßlicher Täter sei „über Jahrzehnte vertuscht und in seiner Aufarbeitung verschleppt“ worden. Unterzeichnet wurde die Erklärung vom Vorstand und weiteren Leitungsgremien der Stiftung.
Die Verletzung der Würde und damit auch der sexuellen Selbstbestimmung eines Menschen sei niemals gerechtfertigt, betont die Stiftungsleitung: „Sei es durch Diakonie-Mitarbeitende oder zwischen Menschen, die in Einrichtungen der Diakonie betreut und unterstützt werden.“
Zugleich benennt die Erklärung konkrete Maßnahmen, die die Dachstiftung zur Aufklärung bereits ergriffen hat. So würden seit 2007 Archivunterlagen ausgewertet, um Fälle sexualisierter Gewalt aufzuarbeiten. Auf diese Weise seien bislang 34 Betroffene dabei unterstützt worden, erfolgreiche Anträge auf materielle Entschädigung bei der Anerkennungskommission der hannoverschen Landeskirche zu stellen.
Darüber hinaus werde aktiv in den verfügbaren Quellen recherchiert, um die Ergebnisse den gerade entstehenden Unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommissionen zu melden. Eine dieser Kommissionen wird für den Bereich der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen sowie der Bremischen Evangelischen Kirche zuständig sein. Sie soll sich aus Betroffenen, Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Justiz und Fachpraxis sowie aus Kirchenvertretern zusammensetzen.
Die Dachstiftung Diakonie ist nach eigenen Angaben der größte diakonische Altenhilfe-Träger in Niedersachsen. Sie zählt rund 5.000 Mitarbeitende: unter anderem in der Pflege, in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe und bei der Qualifizierung benachteiligter Menschen sowie in der Wohnungslosenhilfe und Flüchtlingshilfe in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.