Lernen mit Rückenwind: Kirche hilft mit Material-Gutscheinen

Organisieren im Kirchenkreis Harzer Land die Gutscheinausgabe für Lernmittel und Sportzeug (von links): Susanne Mende, Dana Brömme und Anja Kanzinger.
Bild: Tanja Niestroj / EMA

Das Diakonische Werk im Harzer Land und in Nörten unterstützt Kinder und Jugendliche mit Lernmittel-Gutscheinen und auch die Evangelische IGS Wunstorf kommt Eltern bei der Finanzierung von iPads entgegen.

Weitere Informationen

Der Unterricht ist in Deutschland zumindest an staatlichen Schulen gratis. Aber nicht umsonst, denn allein für Schulmaterial können Eltern am Schuljahresanfang pro Kind locker 200 Euro einkalkulieren. Kosten, die in Zeiten von Erwerbslosigkeit, Inflation, steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten ein besonders tiefes Loch in die Haushaltskasse reißen.

Das Diakonische Werk Harzer Land hat gleich zwei Projekte aus der Taufe gehoben, die Familien beim Kauf von Heften, Schulbüchern, Schreibutensilien und Sportzeug Unterstützung bieten: „Luca lernt mit“ und „Karla kickt mit“ heißen die Aktionen, von denen Schülerinnen und Schüler vom 1. bis zum 13. Jahrgang profitieren. Vorausgesetzt, sie erfüllen die offiziellen Kriterien des Bildungs- und Teilhabepaketes – kurz BuT – das Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen nutzen können. „Wir wollen Familien helfen, gleichzeitig aber unsere Stimme für diejenigen erheben, die von staatlichen Leistungen abhängig sind, die zum Leben mit Kindern aber eben häufig einfach nicht reichen“, sagt Susanne Mende, Mitarbeiterin im Kirchenkreis Harzer Land.

Die Sozialarbeiterin hat sich gemeinsam mit den Kolleginnen Dana Brömme und Anja Kanziger sowie Schulsozialarbeiter*innen aus Osterode und Umgebung zusammengesetzt, um zu schauen, wie bedürftigen Familien unter die Arme gegriffen werden kann. „Oft sind die Mittel für Schulbedarf zu knapp. Da ist die Politik gefragt, die bisherigen Kriterien zu überprüfen und neu zu bemessen“, lautet der einhellige Tenor der Initiatorinnen. Zudem sei die Schamgrenze groß, sich bei Organisationen und Behörden zu melden, um weiteren Unterstützungsbedarf anzumelden. Die beiden Projekte „Luca lernt mit“ und „Karla kickt mit“ werden deshalb vor allem über Kindergärten und Schulen kommuniziert.

Erhältlich sind die Gutscheine für Schul- und Lernmaterial sowie Sportzeug im Harzer Land an sechs Ausgabestellen. Die Voucher – für Erstklässler im Wert von 50 Euro, für Kinder und Jugendliche folgender Schuljahre jeweils 25 Euro für Bücher und Hefte – können die Familien dann in ausgewählten Buchhandlungen und Schreibwarengeschäften einlösen. „Karla kickt mit“ sieht für den Kauf von Turnbeutel, Sportschuh & Co. sogar einen Gutschein von 75 Euro pro Kind vor, der beim Einkauf in Sportgeschäften vorgelegt werden kann, die die Gutscheinaktion als Kooperationspartner des Diakonischen Werks unterstützen. „Wir haben uns bewusst für kleinere, inhabergeführte Geschäfte vor Ort entschieden, um damit einerseits die örtliche Wirtschaft zu stärken, andererseits um sicher zu gehen, dass die Unterstützung auch wirklich bei den Kindern ankommt“, so Susanne Mende. Einige hundert Gutscheine haben die Frauen in diesem Jahr bereits verteilt, Tendenz steigend. „Trotzdem ist die Anzahl natürlich begrenzt“, sagt Anja Kanzinger.

Voraussetzung für den Erhalt ist, dass die Familien im Kirchenkreis Harzer Land wohnen, Bürgergeld nach SGB II und/oder Sozialhilfe nach SGB III oder Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz erhalten, Wohngeld und/oder Kinderzuschlag beziehen. Berechtigt sind auch Berufsschüler*innen bis zu Vollendung des 25.Lebensjahres, die keine Ausbildungsvergütung erhalten.

Verteilt werden die „Luca lernt mit“- und „Karla kickt mit“- Gutscheine in den Beratungsstellen Clausthal-Zellerfeld und Osterode, im Familienzentrum der Lebenshilfe in Herzberg, im Pfarrhaus der Kirchengemeinde St. Servatius, im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Kalefeld und im Familienzentrum Manyways in Bad Lauterberg. Informationen zu den Ausgabeterminen gibt es telefonisch beim Diakonischen Werk unter 05522-9019-81 oder 05323-715618.

IGS Wunstorf unterstützt bei iPad-Anschaffung

Für die Anschaffung von iPads in Schulklassen zahlt das Jobcenter nicht.
Bild: Lothar Veit / EMA
Für die Anschaffung von iPads in Schulklassen zahlt das Jobcenter nicht.

Eine Antwort auf die Frage, wie Familien mit geringem Einkommen entlastet werden können, liefert die Kirchenkreissozialarbeit des Diakonieverbandes Göttingen in Kooperation mit der Johann-Wolf-Grundschule in Nörten mit dem Projekt „Fairer Start“. Auch hier wird für den Schulanfang ein 50 Euro-Gutschein für Schulmaterial ausgegeben. Dazu gibt es auf Wunsch einen gut erhaltenen Schulranzen, den Eltern der Grundschule gespendet haben. Damit möglichst viele Kinder sorglos in den Schulalltag starten können, haben sich die Initiatorinnen Wiebke Salzmann, Schulsozialarbeiterin in der Johann-Wolf-Grundschule, und Christina Wehrmann als Sozialarbeiterin des Diakonieverbandes Göttingen starke Sponsoren mit ins Boot geholt. Darunter die Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung und das Schreibwarengeschäft Papierus.

Während aus dem Bildungspaket zumindest Geld in Schulbedarf, -ausflüge und Nachhilfe fließt – für die Anschaffung von iPads in Schulklassen zahlt das Jobcenter nicht. Die Evangelische IGS Wunstorf beginnt im kommenden Schuljahr dennoch damit, das Lernen im gesamten 8. Jahrgang mit elternfinanzierten iPads zu unterstützen. Ziel ist unter anderem, die Medienkompetenz kontinuierlicher zu entwickeln, einzelne Schülerinnen und Schüler noch individueller zu fördern. Für die Eltern bedeutet das: Zusätzlich zu Schulgeld und Schulmaterial fallen Kosten von rund 530 Euro an. „Für Familien, die BuT-berechtigt sind, verspricht das Evangelische Schulwerk als Träger unserer Schule in Einzelfällen finanzielle Unterstützung“, sagt Schulleiterin Elke Rothämel. Darüber hinaus denke man über ein Leihsystem nach. Dann würde die Schule weitere Tablets anschaffen und ausleihen, wenn die Kosten für ein Neugerät oder den Mietkauf von einzelnen Familien nicht aufgebracht werden können.

Tanja Niestroj / EMA