Startseite Archiv Tagesthema vom 22. März 2023

Geben ist auch Fasten

In diesem Jahr fasten Christen, Juden und Muslime in einem gemeinsamen Zeitraum. Wenngleich sich das Fasten grundsätzlich unterscheidet, so gibt es doch mindestens eine Verbindung: einander zu geben, mit Herz und Hand.

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Bereits im vergangenen Jahr haben sich die Fastenzeiten der drei abrahamitischen Religionen überschnitten. Grundsätzlich unterscheiden sich die Formen, Regeln und Rituale des Verzichts im Judentum, Christentum und Islam. Während des Fasten bei jüdischen und besonders bei muslimischen Glaubenszugehörigen an klare Vorgaben und Pflichten gebunden ist, so wird es in der evangelisch-lutherischen Glaubensgemeinschaft frei und individuell gelebt.

Eines jedoch setzen sich alle Fastenden zum Ziel: die persönliche Verbindung zu Gott zu stärken, eine innere Einkehr zu finden und die Achtsamkeit gegenüber der eigenen Seele und den Mitmenschen zu schärfen. Besonders das Füreinander da sein, das Geben von Zeit, Hilfe und Aufmerksamkeit gegenüber anderen hat im Zustand des Fastens einen wesentlichen Stellenwert.

In diesem Jahr besteht erneut die seltene Gelegenheit in einer für Viele so besonderen Zeit einmal den Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen und seine Mitmenschen aus dem Umfeld besser oder vielleicht ganz neu kennenzulernen. Die Möglichkeit zu erleben, wie unsere Glaubensgeschwister in anderen Religionen fasten.

Das gleichzeitige Fasten kann die gegenseitige Wertschätzung verstärken und dabei helfen, dass diese auch gelebt wird: miteinander ins Gespräch kommen, aufeinander achtgeben, füreinander da sein. Und als Glaubensgemeinschaften vor Gott und für Gott zusammenzustehen.

Vielleicht ist es sogar eine einmalige Gelegenheit anderen ganz bewusst eine Freude zu bereiten. Etwa zum Fastenbrechen einzuladen, gegenseitig kleine Geschenke zu überreichen, herauszufinden, was ein fastender Mensch – ob jüdisch, christlich oder muslimisch – gerade braucht, um bestärkt und glücklich zu sein.

Alle können in Gottesdiensten zusammenkommen und gemeinsam beten. Den einen Gott anbeten, dem alle gleichsam danken und den alle von Herzen um Frieden und um Versorgung der Geschöpfe auf der ganzen Welt bitten.

Diana Schild/ EMA

"Im Namen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers wünsche ich Ihnen, Ihren Familien und allen Musliminnen und Muslimen auf dem Gebiet der Landeskirche einen gesegneten Ramadan.

Ramadan fällt in diesem Jahr in eine sehr schwere Zeit. Schon im letzten Jahr haben wir beim gemeinsamen Fastenbrechen nicht nur über die eigentlichen Themen des Ramadans gesprochen, sondern auch über den Krieg. Über den Krieg in der Ukraine, der vor einem Jahr gerade begonnen hatte. Und über den Krieg in Syrien, der kein Ende zu nehmen scheint.

In diesem Jahr kommt nun noch das schwere Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion dazu. Viele von Ihnen sind von diesem Erdbeben persönlich betroffen.(...)

Es fällt schwer, in dieser schweren Zeit an die Kraft der Verständigung und der Nächstenliebe zu glauben. Hätten wir das göttliche Wort nicht, müssten wir wohl verzweifeln. So aber halten wir fest daran, dass dies gilt: „Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.“ (Röm. 13,8). "

Aus dem Ramadan-Grußwort von Landesbischof Ralf Meister