Startseite Archiv Tagesthema vom 21. Februar 2023

Passionszeit 2023 – gemeinsam den Hunger bekämpfen

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Derzeit leiden weltweit so viele Menschen an Hunger und Mangelernährung wie noch nie zuvor. 828 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen, dass ist jeder zehnte. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die Auswirkungen des Angriffskrieges auf die Ukraine und der globale Klimawandel verstärken vielerorts die Ernährungsunsicherheit. In einigen Ländern der Welt drohen Hungerskatastrophen. Aus diesem Grund arbeitet die Diakonie Katastrophenhilfe gemeinsam mit Projektpartnern weltweit zusammen, um den Hunger zu bekämpfen.

Beispielsweise im Jemen. Seit 2015 herrschen im Land anhaltende Konflikte. Rund 3,6 Millionen Menschen leben als Binnenvertriebene in überfüllten Flüchtlingslagern. Der Zugang zu Nahrung und sauberem Trinkwasser ist mangelhaft, sodass sich Krankheiten wie Cholera ungehindert ausweiten. Zusammen mit Partnern verteilt die Diakonie Katastrophenhilfe Hygiene-Kits, saniert und baut Trinkwasseranlagen sowie Gesundheitszentren, in denen insbesondere Schwangere und Kinder medizinisch versorgt werden können. Zudem verteilt die Partnerorganisation For All Foundation für Development (FAF) in einigen Regierungsbezirken Ausstattung und Backmaterialien an Bäckereien, um die Produktion von Brot als eines der Grundnahrungsmittel zu fördern. Durch die zusätzliche Verteilung von Brotgutscheinen soll sichergestellt werden, dass jede Familie Essen erhält. Insgesamt werden mehr als 8.000 Menschen durch die Hilfsmaßnahmen erreicht.

Muslima Aden bearbeitet ihr Feld. Bild: Copyright Ismail Taxta, Diakonie Katastrophenhilfe

Auch im Südsudan hat ein großer Teil der Bevölkerung nicht genügend zu essen. Die Auswirkungen des 2018 beendeten Bürgerkrieges sind immer noch spürbar. Die inländische Infrastruktur ist schlecht, so dass gerade die ländliche Bevölkerung während der Regenzeit vom Rest des Landes abgeschnitten ist. Hinzukommen steigende Lebensmittelpreise durch den Angriffskrieg auf die Ukraine und eine hohe Inflation. Lebensmittel sind für die meisten Menschen nicht mehr erschwinglich. Am meisten leiden die Kinder unter dieser Situation.

Aus diesem Grund führt die Diakonie Katastrophenhilfe gemeinsam mit dem Projektpartner Vétérinaires Sans Frontières (VSF) Schulspeisungen für 15.000 Kinder an 47 Schulen durch. Durch das Anlegen von Schulgärten werden die Lebensmittel vor Ort angebaut und zubereitet. So soll Mangelernährung und Hunger entgegengewirkt und eine nachhaltige Landwirtschaft gefördert werden. Die Gärten werden zudem für Bildungszwecke und Wissensvermittlung genutzt. So nehmen Kinder und Lehrpersonal an Schulungen teil und können ihr Wissen weitertragen. 

Eine Frau im Schulgarten (Südsudan). Bild: Copyright: Siegfried Modola, Diakonie Katastrophenhilfe

Somalia ist eines der Länder, das am stärksten durch die Auswirkungen des globalen Klimawandels betroffen ist. Jahrelange Dürre hat die Böden ausgetrocknet, Wasservorräte gibt es kaum und die Wasserpreise sind in den letzten Jahren ins Unermessliche gestiegen. Viele Menschen verlassen ihre Heimat, in der Hoffnung, vor der Dürre fliehen zu können. Sie leben in Flüchtlingslagern, wo der Zugang zu Nahrung und sauberem Wasser ebenfalls schlecht ist. Derzeit sind 4,5 Millionen Menschen in Somalia von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Gemeinsam mit dem Projektpartner SYPD (dt. Initiative für nachhaltige Entwicklung und Friedensförderung) der Diakonie Katastrophenhilfe werden Frauen und Kinder, die besonders gefährdet sind, unterstützt. In Schulungen lernen Frauen landwirtschaftlichen Methoden kennen, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder erwirtschaften zu können. Außerdem werden Schulen saniert und neue Klassenzimmer eingerichtet. Insgesamt 840 Kinder erhalten Lernmaterial und eine warme Mahlzeit. Durch Wassergutscheine soll zudem der Zugang zu sauberem Wasser gewährleistet werden, um der Ausbreitung von Cholera und anderen Krankheiten entgegenzuwirken.

Durch ihre Hilfe können diese und viele weitere Projekte weltweit umgesetzt und unterstützt werden. Wir danken für jede Form der Unterstützung: für das Gedenken an die hungernden Menschen, durch Informationen und in der Fürbitte, für Kollekten und Spenden, mit denen wir unsere Arbeit ausbauen können. Leidenswege können durch Verzweiflung und Schmerzen hindurch ins Leben führen – auch daran erinnert uns die Passions- und die Osterzeit. 

Diakonie Katastrophenhilfe
Kochen für Schulspeisung (Südsudan). Bild: Copyright: Christoph Püschner, Diakonie Katastrophenhilfe

Spenden

Ihre Spende hilft:
IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort: Hunger weltweit
oder online unter www.diakonie-katastrophenhilfe.de 
 

Kreuz mit Bibel und Blumen_Jens Schulze_epd Bild
Foto: Jens Schulze (epd-Bild)

Interview: Was muss sich ändern?

Michael Frischmuth ist Programmleiter der Diakonie Katastrophenhilfe. Die Aktion zur Passionszeit 2023 stellt in diesem Jahr die weltweite Hungersituation in den Vordergrund. Im Interview berichtet Michael Frischmuth von der Arbeit der Diakonie Katastrophenhilfe. 

Herr Frischmuth, die weltweite Hungersituation hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Woran liegt diese extreme Zunahme und welche Länder sind derzeit besonders betroffen?
Frischmuth: Es kommen mehrere Gründe zusammen: Zum einen wirkt sich der Klimawandel in einigen Regionen fatal aus. In Teilen Ostafrikas sind fünf Regenzeiten hintereinander ausgefallen, viele Familien konnten nichts ernten. Zum anderen haben – nicht zuletzt durch den Ukrainekrieg - die Preise für Dünger enorm zugenommen. Dadurch fallen Erträge geringer aus, weil man darauf verzichtet, oder Preise für Nahrungsmittel sind am Ende so teuer, dass arme Menschen sie sich nicht mehr leisten können. Das Ergebnis sind 45 Millionen Menschen in 37 Ländern, denen dieses Jahr laut Vereinte Nationen eine Hungersnot drohen könnte. Bewaffnete Konflikte in vielen dieser Länder verschärfen die Not zusätzlich. 

Die DKH unterstützt durch Nothilfe vor Ort, welche Erfolge konnte sie mit ihrer Arbeit bis jetzt schon erzielen? Welche Bedeutung haben dabei die Spenden? 
Frischmuth: Der größte Erfolg ist, wenn Menschen nicht auf Mahlzeiten verzichten müssen, was zu Hunger, Krankheiten und letztlich zum Tod führen kann. Wir schützen das Leben, indem wir sauberes Wasser bereitstellen, mit Nahrungsmittel helfen oder den Menschen zeigen, wie sie auch unter widrigen Umständen Landwirtschaft betreiben können, um sich zu ernähren oder sogar Einnahmen durch den Verkauf zu erzielen. Da gibt es ganz verschiedene Ansätze, die den jeweiligen regionalen Bedingungen angepasst sind. Spenden sind in solchen Momenten unsere Arbeitsgrundlage. Sie ermöglichen uns, auch in den Regionen zu helfen, die kaum wahrgenommen und unterstützt werden. Das beste Beispiel ist der Norden Syriens, wo bereits vor dem Erdbeben im Februar humanitäre Not herrschte und wir mit Partnern Hilfe geleistet hatten. Wir konnten sofort nach den Beben viele Menschen durch Nothilfemaßnahmen erreichen. 

Was muss sich, auch hier bei uns in Deutschland ändern, um die weltweite Ernährungssituation nachhaltig zu verbessern?
Frischmuth: Treiber vieler Hungerkrisen sind bewaffnete Konflikte, weil ganze Gemeinden fliehen. Sie verlieren ihre Lebensgrundlagen und sind für lange Zeit auf externe Hilfe angewiesen. Wenn also Kriege und Konflikte beigelegt werden, ist eine wesentliche Grundlage geschaffen, um die Ernährung von Millionen Menschen dauerhaft und nachhaltig zu verbessern. 
Bei uns in Deutschland müssen wie erkennen, dass die klimatischen Auswirkungen unseres Lebensstils sich längst lebensbedrohend auf die Menschen im Globalen Süden auswirken. Der hohe Fleischkonsum oder der verschwenderische Umgang mit Rohstoffen sind nur zwei Beispiele von vielen. Deshalb ist es wichtig, die Klimaziele ernst zu nehmen und einzuhalten, ebenso die Erkenntnis, dass wir mehr Geld als bisher in die Hand nehmen müssen, um die bereits spürbaren Auswirkungen aufzufangen. Die Mittel dafür hätten wir.  

Diakonie Katastrophenhilfe
Michael Frischmuth ist Programmleiter der Diakonie Katastrophenhilfe. (Copyright: Hermann Bredehorst/Diakonie Katastrophenhilfe)