Stückwerk oder Meisterwerk
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Bastelzeit mit den Kids. Wir kneten, schneiden, zeichnen und kleben. Auf den ersten Blick ist meine Bastelei nicht immer von der meines Nachwuchses im Kindergartenalter zu unterscheiden. Ob Katze, Pferd oder Hund ist da oft Glückssache. Ich habe meinen Frieden mit meiner überschaubaren künstlerischen Begabung gemacht. Aber wenn ich die Werke echter Künstler sehe, denke ich manchmal: Wow, das ist perfekt! Da sitzt jeder Pinselstrich und jeder Farbton. Es fasziniert mich, Kunst in Vollendung zu sehen.
Jesus nahm gegen Ende seines kurzen Lebens auf dieser Erde einmal seine Jünger vertraulich beiseite. Sie wussten: Jetzt kam etwas wirklich Wichtiges. „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem“, begann er. Und dann kam die feierliche Ankündigung: „Es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ (Lukas 18,31)
Vielleicht dachten sie in dem Moment: Was kann denn da noch kommen? Ihr Meister hat geheilt und befreit, Schuld vergeben und Dämonen ausgetrieben. Den Sturm zum Stillstand gebracht – den auf dem See und den in ihrer Seele. Wie würde die Vollendung aussehen? Wie konnte Jesus sein Werk zur Perfektion bringen?
Wir wissen, was kam: Folter, Spott, Leiden und Tod. Alles lag in Scherben, das große Puzzle war in tausend Teile zersprungen. Katzenjammer und Depression, Verzweiflung und Schmerz.
Aber einer erinnert sich: Am Kreuz sagte Jesus doch etwas von Vollendung? Eine andere zitiert die Worte laut: „Es ist vollbracht.“ War etwa genau das der Weg, den Jesus im Sinn hatte? War das alles gar kein Zufall oder Unfall, sondern genau so gewollt?
Nach und nach fielen die Puzzleteile an ihren Platz. Und drei Tage später, als Jesus auferstand, fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen: Jesus hat sein Werk vollendet. Er musste leiden und sterben, um die Menschen mit Gott zu versöhnen. Das war sein Meisterwerk.
Für mich gehört es zu den großen und tröstlichen Geheimnissen des Glaubens, dass Gott mein Stückwerk nimmt und etwas Gutes daraus macht. Wenn ich Jesus mehr nachstolpere als nachfolge, segnet er meinen Weg. Er lässt gelingen, was ich nur halb hinkriege. Seine Gnade kann gerade dort fließen, wo mein Leben Risse und Brüche hat.
Ich bin dankbar dafür, dass Gott ein großer Künstler ist, dessen Werke vollkommen sind. Einfach perfekt, oder?
Simon Laufer