Der Himmel geht über allen auf

Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf.
Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf.

Unwillkürlich kommt mir wieder einmal der Text eines Kanons aus dem Gesangbuch in den Sinn, als ich den Bibelvers für diese Woche höre. Der Himmel geht über allen auf. Und sogleich beginne ich erst innerlich zu singen und dann diesen sich wiederholenden Vers zu summen und schließlich zu singen.

Ein Ohrwurm – für mich.
Haben Sie ihn nun auch im Ohr?
Und ich fange an nachzudenken:
Der Himmel geht über allen auf?!

Und da steht mir auf einmal ein weiterer Bibelvers vor Augen:

Der Vater im Himmel lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Das habe ich doch auch schon irgendwo gelesen. Ja. Genau. Jesus hat dies gesagt – in seiner Bergpredigt (Matthäus 5,45).

Ich rufe eine Online-Bibel auf und lasse mir den ganzen Abschnitt anzeigen. Da geht es um die Feindesliebe:

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

In diesen Tagen wird die Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine gefeiert. Und von Abrams, Challengers, Leclercs. Faszinierende Tötungsmaschinen. Furchtbare Waffen. Und ich spüre die Zerrissenheit.

Die scheinbare Notwendigkeit der Unterstützung der Ukraine auf der einen Seite und der absurde Kreislauf von mehr Waffen und noch mehr und noch viel mehr Waffen auf der anderen.

Und dann dieser Wochenspruch, der mich zum Nachdenken anregt:

„Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“

Für mich spricht aus diesen Versen die Verheißung eines wirklich gerechten, umfänglichen Friedens. In diesen Tagen eine scheinbare Utopie.

Darum wusste auch der Prophet Jesaja, dem diese Worte zugeschrieben werden. Denn um unseren Wochenspruch herum schreibt er:

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Finsternis. Dunkel. Angst. Krieg. Hass. Die Liste ist lang und länger. Damals genauso wie heute. Und ehrlich gesagt, habe ich gar keine Lust mehr auf diese vielen Hiobsbotschaften und „bad news“ Tag für Tag. Was kann da helfen?

Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf.
Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf.

Ich fange wieder an zu summen. Fast wie ein Reflex. Wie ein Reflex im dunklen Keller als Kind. Und ist es nicht so: Der Himmel geht tatsächlich über allen auf. Über Bösen und Guten.
Über Gerechten und Ungerechten.
Über mir wie meinem Nachbarn.
Wenn wir doch nur danach lebten!

…ich merke, ich bin mit meinem Nachdenken über diese Worte des Wochenspruches noch lange nicht am Ende. Ob Sie sich anschließen mögen?