Epiphanias-Empfang der Landeskirche
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte erstmals wieder der traditionelle Epiphanias-Empfang mit Gästen aus Politik und Gesellschaft im Kloster Loccum stattfinden. Ministerpräsident Weil nutzte die Gelegenheit zu einem Appell für mehr Rücksichtnahme.
„Wir haben nicht das Recht, unsere Freiheit auf dem Rücken von anderen Menschen auszuleben, auch nicht auf dem Rücken nachfolgender Generationen“, mahnte Weil am Freitag beim traditionellen Epiphanias-Empfang der Landeskirche Hannovers im Kloster Loccum. Landesbischof Ralf Meister betonte die verbindende Kraft der Religion und fand kritische Worte für die Superreichen der westlichen Welt.
Vor rund 140 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Religion betonte Weil: „Ein ungezügelter Egoismus nach dem Motto 'Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht', kann nicht der Maßstab für unser Zusammenleben sein.“ Der Ministerpräsident ergänzte: „Schrankenlose Freiheit kann niemand von uns beanspruchen.“
Als negatives Beispiel nannte er die Ereignisse der Silvesternacht, in der an vielen Orten die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten mit Böllern und Raketen beschossen wurden. Derartige Exzesse seien kaum zu begreifen. „Aber es ging den Randalierern offenbar auch um ein großes persönliches Vergnügen. Und dieses Vergnügen war ihnen wichtiger als alle Gefahren, Schäden und Risiken, die sie damit ausgelöst haben.“
Landesbischof Meister sagte, trotz aller Krisen und Umbrüche in den Kirchen sei ihm um die Zukunft des Christentums nicht bange. Es gebe gute Gründe, sehr kritisch auf die eigene Institution zu schauen und sie zu verändern. Dennoch sehe er, „dass die religiösen Überzeugungen auch innerhalb eines säkular werdenden Landes sich weiterhin hartnäckig halten“. Sie könnten ethische Orientierung im Leben geben: „Mit aller wissenschaftlicher Expertise können wir sagen, was wir tun können, aber noch nicht, was wir tun sollen.“
Religionen seien nur dann stark, wenn sie dem Leben, der Schöpfung und allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Planeten dienten, sagte Meister: „Erst dann dienen sie Gott.“ Im Blick auf Superreiche, die er „westliche Oligarchen“ nannte, kritisiere der Landesbischof: „Die Kombination von viel Besitz und fehlender sozialer Verantwortung wird immer größer.“
Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte der Empfang erstmals wieder in den Räumen des mehr als 850 Jahre alten Zisterzienserklosters stattfinden. Die Gäste saßen im Refektorium, dem ehemaligen Speisesaal der Mönche mit hohen gotischen Gewölben. Der historische Raum strahlt in neuem Glanz, denn das Kloster wurde in den vergangenen Jahren grundlegend saniert. Der Empfang gilt traditionell als landespolitischer Starttermin des jeweils neuen Jahres.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen