Startseite Archiv Tagesthema vom 08. November 2022

#Wärmewinter läuft an

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Mit der Aktion #Wärmewinter wollen Diakonie und Kirche für Wärme in der Energiekrise sorgen - körperlich und seelisch. Viele Gemeinden haben sich bereits Projekte überlegt - andere Angebote sind nun besonders nachgefragt.

Der #wärmewinter – die Kampagne von Diakonie und der Kirche findet schon vor dem echten Kälteeinbruch in vielen Gemeinden großen Zuspruch. So auch im Deistervorland. Hier haben sich die Gemeinden aus der Kirchenregion darüber verständigt, in ihren Gemeindehäusern Wärmestuben einzurichten. Jeden Tag in der Woche an einem Ort. Sie wollen für Menschen da sein, die im kommenden Winter zu kämpfen haben, in den rauen Zeiten jede Münze einmal mehr umdrehen müssen. „In der Wärmestube können sich die Menschen im #wärmewinter, ganz gleich welchen Alters und welcher Religion, zu gemeinsamen Spielen und zu einer Tasse Tee treffen“, erzählt Uta Junginger. Die Pastorin der Mariengemeinde weiß um die Not einiger Menschen in der Gemeinde, die das Angebot gern annehmen. 

Energiesparen ist auch für Jungingers Gemeinde ein großes Thema. So schließt der Kirchenvorstand die Klosterkirche in Barsinghausen von Januar bis Mitte Februar ab und feiert ihre Gottesdienste in dieser Zeit im Gemeindehaus. „Wir wollen mit dem übergangsweisen Umzug in der Energiekrise ein Zeichen setzen, denn auch im Gemeindehaus kann ein Gottesdienst Freude bereiten“, sagt Uta Junginger. Für Trauerfeiern und zu anderen Anlässen in größerer Runde will sie die Klosterkirche öffnen, die Heizung bleibt dann allerdings aus. „Stattdessen werden wir den Besuchern warme Decken anbieten, die wir ebenso wie Thermoskannen von freiwilligem Kirchgeld angeschafft haben“, so die Pastorin.
Im Gemeindehaus behalten die Mitarbeitenden das Heizungsthermostat gut im Blick. Wenn die Wärmestube öffnet, die Senioren, die Konfirmanden oder der Kinderchor zusammenkommen, werden die Räume auf Temperatur gebracht. An den übrigen Tagen wird die Heizung runtergedreht. 

Tanja Niestroj/EMA
Uta Junginger ist Pastorin in der Mariengemeinde in Barsinghausen.

Der Diakonische Handwerker-Service Langenhagen meldet aktuell viele Anfragen: Die ehrenamtlichen Helfer springen ein, wenn sich bei Senior*innen, Menschen mit Behinderungen oder alleinerziehenden Müttern mit Kindern unter zwölf Jahren zwischen Langenhagen und Burgwedel Probleme im Haushalt auftun. Bislang kommen rund 150 Aufträge pro Jahr rein, Tendenz steigend.
„Wenn der Wasserhahn tropft, eine Glühbirne ausgetauscht oder die Heizung entlüftet werden muss, aber das Geld für den Handwerkerlohn aufgrund der hohen Strom- und Gasabschläge nicht da ist, wird es schwierig“, erzählt Thomas Pompetzki. Für den pensionierten Kaufmann sind die Reparaturen einfache Aufgaben, für Hilfesuchende ist sein Einsatz ein Segen. „Ein großes Problem ist doch, dass Handwerker zu viel zu tun haben, um kleinste Aufträge annehmen zu können“, weiß Holger Hornbostel, der für die Diakonie einen Pool von derzeit fünf ehrenamtlichen Helfern koordiniert. 

Im Grunde sind es zumeist also nur Kleinigkeiten, an denen es hängt. Und so rückt Thomas Pompetzki - auf Anruf - regelmäßig zwischen Langenhagen und Burgwedel mit Schrauben, Werkzeug und Schmierfett aus, wenn Not am Mann ist. Pompetzki selbst betrachtet seinen „Job“ als Nachbarschaftshilfe. „Die Erwartungshaltung der Menschen, zu denen wir kommen, ist nicht groß, aber aus Dankbarkeit wird schon mal ein Tränchen verdrückt“, sagt der Ruheständler, der zwar nicht ausgebildeter Handwerker ist, von sich selbst aber behaupten kann, im Bezug auf handwerkliche Tätigkeiten keine „zwei linken Hände“ zu haben. Die Ehrenamtlichen bekommen fünf Euro pro Einsatz - die Dankbarkeit für ein paar Handgriffe im Haushalt ist ihnen aber der eigentliche Lohn.

Tanja Niestroj/EMA
Einige ehrenamtliche Helfer des Diakonischen Handwerker-Services Langenhagen

In Oyten hat sich die St. Petri-Gemeinde die "Ma(h)lzeit" ausgedacht: Ab dem 19. November gibt es immer samstags ab 12 Uhr selbstgekochte Suppe (auch vegetarisch), Heißgetränke, Spielemöglichkeiten für die Kleinen und Austausch und Gespräche für die Erwachsenen. "Wir begegenen der Kälte mit Herzenswärme und warmer Suppe", erklärt Pastor Michael Weiland. 

Pastor Michael Weiland freut sich auf die "Ma(h)lzeit" in Oyten.

Finanzierung der Angebote

Diese Website sammelt Aktionen und Projekte unterschiedlicher kirchlicher Einrichtungen, unabhängig davon, ob sie bereits bestanden haben oder unter dem #Wärmewinter in diesem Winter neu entstehen. 
Denn die evangelischen und katholischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen werden die Steuermehreinnahmen, die sich für die Kirchen aus der Energiepreispauschale des Bundes ergeben, gezielt in diakonischen und caritativen Angeboten für die Schwächsten in dieser Krisensituation einsetzen. Darauf haben sich alle evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer in Niedersachsen und Bremen sowie das Bischöflich Münstersche Offizialat für die Katholische Kirche im Oldenburger Land in dieser Ausnahmesituation verständigt. Diese Angebote sind offen für alle Menschen ungeachtet ihrer Religion oder Herkunft. Die Kirchen folgen damit einer Empfehlung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).