Klimaschutz
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Wer genau hinschaut oder mit in der Gemeinde Engagierten ins Gespräch kommt, stellt fest: Beim Klimaschutz ist die Landeskirche Hannovers ganz vorne mit dabei. Hier stellen wir exemplarisch fünf Projekte vor: ein Windrad auf Kirchenland, Biodiversität auf Friedhöfen, das Umweltmanagementprogramm „Grüner Hahn“, klimafreundliche Kitas und wie ein Förster in Zeiten des Klimawandels den Wald für die Zukunft fit macht.
Tag für Tag dreht das Windrad vor dem Dorf Nienhagen in der Nähe von Celle seine Runden. Es steht auf einem Grundstück der Kirche. Die Gemeinde St. Laurentius hat es verpachtet – und hilft so mit, grüne Energie zu gewinnen.
Schon seit zwei Jahrzehnten ist die Anlage in Betrieb. „Jetzt möchten der Investor und wir die Anlage gern repowern, also erneuern“, sagt Pastor Uwe Schmidt-Seffers. Wenn das wie geplant klappt, kann das Windrad auf Kirchenland bald noch mehr regenerative Energie erzeugen. Außerdem soll ein weiteres gebaut werden.
St. Laurentius trägt noch mit anderen Projekten zum Klimaschutz bei. Auf dem Dach des Pfarrhauses wandelt eine Photovoltaik-Anlage Sonnenstrahlen in Strom um. Die Einnahmen daraus nutzt die Gemeinde für weitere Ökoprojekte – etwa das Aufforsten des Kirchenwaldes oder dem Anlegen einer Blühfläche als Lebensraum für Insekten.
Bald soll eine weitere Photovoltaik-Anlage folgen, und zwar auf dem Dach der Kirche. Der Beschluss ist gefasst. „Das ist bisher in der Landeskirche zwar noch nicht möglich, aber wir möchten einen Impuls geben“, erklärt Schmidt-Seffers und fügt hinzu: „Mit den Gebäuden und dem Land, die und das uns anvertraut worden sind, müssen wir verantwortlich umgehen.“ Kirche und Klimaschutz, das gehört für den Pastor und die zahlreichen Ehrenamtlichen in Nienhagen einfach zusammen.
Der Borkenkäfer zernagt im Harz reihenweise die Bäume. Damit schafft es das unscheinbare Insekt immer wieder in die Schlagzeilen. Doch auch 150 Kilometer entfernt frisst der Käfer sich durch die Rinden von Fichten, im Klosterwald in Loccum. Dazu plagen den Wald noch Trockenheit und Stürme – nicht nur den in Loccum, es sind Wälder in ganz Norddeutschland betroffen.
Einen Großteil der Fichten haben Arbeiter im Loccumer Forst nahe des Steinhuder Meers im vergangenen Jahr gefällt. Sind sie weg, hat der Borkenkäfer nichts mehr zu essen. Auf die Brachflächen werden andere Arten gepflanzt, die mit dem Klimawandel besser klarkommen als die Fichte: Eiche, Ahorn, Buche, Tanne und – außerhalb der Schutzbereiche – Douglasie. „Wir haben seit März 50.000 Bäume in die Erde gesteckt“, sagt Karsten Sierk. 150 bis 200 Jahre alt sollen sie werden.
Was dem Klosterförster Sorgen bereitet: wie wenig es bisher in diesem Jahr geregnet hat und dass das Wasser im Boden immer knapper wird. Bis zu 50 Prozent der jungen Bäume vertrocknen. „Wir merken die Klimaveränderung dramatisch“, erklärt er. Als Förster arbeitet Sierk für die kommenden Generationen. Die Bäume, die er in diesem Jahr pflanzen lässt, ernten seine Nachfolgerinnen und Nachfolger frühestens im Jahr 2172. Damit das klappt, versucht Sierk, möglichst viel Wasser im Wald zu halten, etwa durch den Rückbau von Entwässerungssystemen.
Blumenwiesen statt Rasengräber: Sie sehen nicht nur hübscher aus, sondern helfen auch der Natur. Immer mehr Gemeinden gestalten ihre Friedhöfe biodiverser. Ein Beispiel ist in Müden an der Örtze nahe Soltau zu sehen. Am Rande des Friedhofs „Am Wietzer Berg“ der St.-Laurentius-Gemeinde können Verstorbene in einem Wald in biologisch abbaubaren Urnen bestattet werden. Fugen zwischen Steinen sind mit Sand gefüllt und bieten Lebensräume für Insekten, Amphibien und kleine Säugetiere. Außerdem gibt es eine Gemeinschaftsgrabanlage, in der Wildstauden wachsen.
Solch ein mehrjähriges Staudenbeet auf dem Friedhof bringt gleich mehrere Vorteile mit sich, weiß Reinhard Benhöfer, Referent für Umwelt- und Klimaschutz im Haus kirchlicher Dienste. Das Beet ist ökologisch sinnvoll, denn es bietet Insekten Nahrung und Lebensraum. Ein buntes Staudenbeet erfreut die Angehörigen, wenn sie an den Gräbern ihrer Lieben gedenken. Außerdem kostet es im Endeffekt nicht mehr als eine Fläche mit Rasengräbern. Denn über das Gras knattert alle paar Tage der Mäher. Der Rasen braucht häufiger Pflege als die Stauden – was auch Geld kostet. „Aus ökologischer Sicht gibt es auf dem Friedhof kaum etwas Schlechteres als eine Rasenfläche“, erklärt Benhöfer darüber hinaus. Denn durch das ständige Mähen kann sich dort keine Artenvielfalt entwickeln.
Seit mehr als sieben Jahren bieten Benhöfer und seine Kolleginnen Kurse zum Umweltmanagement für kirchliche Friedhöfe an. Die Teilnehmenden lernen, dass das ökologischere Gestalten der Friedhöfe nicht nur die Biodiversität fördert, sondern auch ökonomische Vorteile mit sich bringt. Einerseits, weil etwa Staudenbeete wenig Pflege brauchen, andererseits, weil der Friedhof attraktiver aussieht – und mehr Menschen sich oder ihre Angehörigen dort bestatten lassen wollen, also die Einnahmen steigen.
In Kirchengemeinden gibt es ganz weltliche Probleme zu lösen. Sie verbrauchen genauso wie Unternehmen und private Haushalte Heizenergie, Strom und Wasser. Büro-Mitarbeitende benutzen Papier, Bauvorhaben schlagen ökologisch zu Buche. CO2-Emissionen schädigen das Klima.
Um die Nachhaltigkeit in Kirchengemeinden zu fördern – und dabei den Auftrag zu erfüllen, die Schöpfung zu bewahren – existiert das ganzheitliche Umweltmanagementsystem „Der Grüne Hahn“. Teilnehmende Gemeinden lernen dort innerhalb eines Jahres, wie sie nachhaltiger wirtschaften und so die eigenen negativen Auswirkungen auf die Umwelt minimieren. Das Programm bietet einen doppelten Vorteil: Klimaschutz und das Senken von Betriebskosten gehen hier Hand in Hand. Mehr als 50 Kirchengemeinden haben das Umweltmanagementsystem erfolgreich aufgebaut.
„Den größten Klimaschutzbeitrag leisten ‚Grüner Hahn‘-Gemeinden und Gemeinden, die ihre Energiequellen für Wärme auf regenerative Energie umstellen“, sagt Umweltreferent Reinhard Benhöfer. Wie erfolgreich „Der Grüne Hahn“ ist, zeigen die Zahlen. Innerhalb von zehn Jahren sparten teilnehmende Gemeinden im Schnitt ein Drittel ihrer Wärmeenergie ein und reduzierten den Verbrauch elektrischer Energie um fast die Hälfte.
Aus dem Hahn fließt nie länger Wasser, als es nötig ist. Darauf achten die Kinder in der Kita Mönchstalweg in Clausthal-Zellerfeld sehr genau. „Im Kindesalter wird der Grundstein für bestimmte moralische Werte gelegt“, erklärt Leiterin Ina Woltmann auf die Frage, warum ihr Team schon den Kleinsten beibringt, was sie alles für die Umwelt und das Klima tun können. Besonders wichtig ist für die Kita in den Harzer Bergen die Verbindung mit der Natur, „denn wir alle gehören zu Gottes Schöpfung“.
Im Mönchstalweg sind Groß und Klein echte Umweltschutz-Expertinnen und -Experten. Von 2017 bis 2021 war die Kita beim Projekt „Klimaschutz in Kindertagesstätten“ dabei. In Fortbildungen lernten die Mitarbeitenden teilnehmender Kitas zum Beispiel, wie sie in ihrer Einrichtung Strom sparen können, was Gemüse im Kita-Garten mit Klimaschutz zu tun hat oder wie sie Kindern vermitteln, achtsam mit der Natur umzugehen.
Auch, wenn das Projekt nun abgeschlossen ist, bietet die Landeskirche weiter einige Angebote rund um den Klimaschutz in Kitas an: etwa Fortbildungen zum Thema Energie sparen und Umweltpädagogik, das Verleihen von Lastenrädern oder Solar-Spielzeug.
Und in der Kita Mönchstalweg geht es ebenso weiter mit dem Umweltschutz. Die Kleinen sortieren Müll und knipsen das Licht aus, wenn sie den Raum verlassen. „Wir basteln mit Naturmaterialien, sind sowieso sehr viel draußen im Wald. Wenn Spielzeug kaputt geht, versuchen wir es kreativ weiter zu verwerten. Bald gibt es bei uns wieder ein gesundes Frühstücksbuffet. Und wir kriegen eine neue Heizung“, zählt Kita-Leiterin Ina Woltmann auf und zieht das Fazit: „Das ist schon eine ganze Menge. Oder?“