Taufe im eigenen Garten - in einem 230 Jahre alten Taufkleid
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„Dieser Moment hat diesen Ort verändert“: Marike Queckenstedt ließ ihre Tochter Eva zu Hause im Garten taufen - in einem Kleid, das über 230 Jahre alt ist.
Wenn Marike Queckenstedt heute vom Wohnzimmer aus durch die Tür auf die Terrasse tritt, dann ist da etwas anders als früher. Es ist zwar schon mehr als zwei Jahre her, aber der Moment, den die Mutter hier erlebt hat, den spürt sie noch heute. „Und er verbindet mich mit diesem Haus mehr als alles andere.“ Es war ihre dritte Tochter, Eva, die hier, zwischen Holzpferd, Schaukel und Sandkasten, getauft wurde. Zu Hause, im Garten.
Eva kam im November 2019 zur Welt, wie ihre zwei älteren Schwestern auch sollte sie am Ostermontag getauft werden. 2020. Dann kam die Corona-Pandemie, und sämtliche Taufen mussten abgesagt werden. „Mir war es aber total wichtig, dass Eva getauft wurde“, erzählt Marike Queckenstedt. „Und zwar genau zu jenem Zeitpunkt. Sie entwickelte sich ein wenig schwach, und mir war dieser Segen einfach sehr wichtig in diesem Moment.“ Taufe heißt für sie, „für das Kind im Leben da zu sein, von Gott gesehen zu werden und Teil der kirchlichen Gemeinschaft zu sein“.
Mit ihrem Pastor, Stephan Jacob von der Gemeinde St. Michaelis in Lüneburg, sprach die Mutter daher über mögliche Alternativen. „Er schlug unter anderem die Taufe bei uns im Garten vor, und das fand ich eine wunderbare Vorstellung.“
Aus einem einfachen Klapptisch wurde der Altar: Marike Queckenstedt legte die schönste, selbst bestickte Tischdecke ihrer geliebten, bereits verstorbenen Großeltern aus, besorgte weiße Tulpen und Vergissmeinnicht, stellte die Taufkerzen der älteren Töchter auf und ihre eigene Hochzeitskerze. Pastor Jacob brachte aus der Kirche Taufschale und Kanne mit – und sogar die Osterkerze, die er am Ostersonntag für einen Video-Gottesdienst angezündet hatte.
„Diesen Moment werde ich nie vergessen“, sagt die 39-Jährige. „Es war perfekt. Die Taufschale glitzerte in der Sonne, wir hatten unseren eigenen Altar und diesen Moment ganz für uns. Ein traumhafter Vormittag.“ St. Michaelis, eine große alte Backsteinkirche, mag die Polizeibeamtin zwar auch sehr. „Die Taufen dort waren natürlich auch schön und sehr festlich“, erzählt sie. „Aber sie waren auch immer mit einer gewissen Nervosität und Anspannung verbunden. Bei uns zu Hause gab es keine Regie, keinen Druck, dass alles funktionieren soll. Es zählte nur unser kleiner Kreis aus Familie, Pastor und Pate.“
Und dann ist da noch etwas, das diese Taufe so besonders machte: Eva wurde nämlich in einem Kleid getauft, in dem auch schon ihre Schwestern Anna und Julia, ihre Mutter Marike, ihr Großvater und ihr Urgroßvater, ihre Tanten und 30 andere Vorfahren der Familie von Marikes Vater getauft worden sind. Es ist handgenäht und so alt, dass man es kaum glauben kann: 1790 wurde das erste Baby in diesem Kleid getauft. Wilhelmine von Bülow hieß das Mädchen, so steht es im Taufkleidbrief.
Wichtiger als das Kleid aber ist Marike Queckenstedt der Segen, den Pastor Jacob am Ostermontag des Jahres 2020 für ihre kleine Eva ausgesprochen hat. Denn der ist immer noch da – genau dort, auf der Terrasse bei ihr zu Hause. „Die Taufe hat diesen Ort verändert.“