Startseite Archiv Tagesthema vom 10. April 2022

Jeder Ton ist richtig

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Ich habe ein Video auf dem Handy, das gucke ich mir immer wieder an. Es zeigt meine große Tochter vor ein paar Jahren mit ihrem Chor in der Christuskirche in Hannover. Natürlich singen die Mädchen alle chorisch. Trotzdem höre ich ihre Stimme deutlich heraus. Wahrscheinlich, weil ich ihre Stimme kenne. Da unten im Tale, singen sie. Und es gibt eine Stelle, einen Halbton, der drückt intensiv auf die Tränendrüse. Zumindest auf meine. Jedesmal wieder. Sehr zuverlässig. Da wird mir's ganz trüb.

So eine Geschichte kann wahrscheinlich jeder erzählen, jeder ganz anders. Aber Musik kann das. Anders als Worte und noch besser als Bilder. Musik bringt in uns etwas zum Schwingen, dem wir uns gar nicht entziehen können. Das ist manchmal traurig. Manchmal fröhlich.

Bei bestimmten Liedern bei Trauerfeiern beobachte ich das, genauso wie bei Weihnachtsgottesdiensten. Vielleicht könnte ich das auch im Stadion beobachten, wenn Köln zu Besuch ist. Köln hat Fans, die einfach singen. Ohne Unterlass. Das habe ich schon einmal beobachten können.

Ich bin nur so selten dabei. Im Kirchenjahr sind wir inzwischen an dem Sonntag angelangt, an dem wir zum Singen aufgefordert werden. Cantate. Singt! Weil uns so Unglaubliches verheißen ist, dass wir singen sollen!

Das ewige Leben: erst das Osterfest. Für uns, die Quasimodogeniti, dann noch das Erbarmen des Herrn: Misericordias domini. Jubilate! Dann die Aufforderung, zu singen. Bevor es dann mit Himmelfahrt und Pfingsten weitergeht. Cantate! Singt!

Wir sind so bewegt, dass wir nicht anders können, als zu singen. Auch drunten im Tale. Eine Melodie ist da nicht vorgegeben. Jeder Halbton ist wohl richtig. Also singt Euren Ton! Cantate!

Es ist wahrscheinlich blöde, dass dies ein Text ist und keine Audiospur. Sonst könnte ich mit meiner Melodie anfangen und Du könntest mitmachen. Meine Tochter frage ich auch, ob sie mitmacht.

Amen.

Jakob Kampermann
Unserem Autor geht es wie den meisten Menschen: „Musik bringt in uns etwas zum Schwingen, dem wir uns nicht entziehen können.“
Unserem Autor geht es wie den meisten Menschen: „Musik bringt in uns etwas zum Schwingen, dem wir uns nicht entziehen können.“

Der Text zur Andacht

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.

Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Kolosserbrief 3, 12-17
Kreuz mit Bibel und Blumen_Jens Schulze_epd Bild
Foto: Jens Schulze (epd-Bild)