Startseite Archiv Tagesthema vom 28. März 2022

„Glauben ist kein schwaches Verb" - Jugendandachtspreis verliehen

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Hildesheim. Die Gewinnerinnen und Gewinner des Jugendandachtspreises 2021 stehen fest. Zum dritten Mal hat die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers am Sonntag (27. März 2022) in Hildesheim besonders gelungene Andachten ausgezeichnet. Erstmals ging es nicht nur um „face to face“-Andachten in Jugendgruppen oder auf Freizeiten, sondern auch um Videos, die in sozialen Medien wie Instagram geteilt werden können. Das Thema, ein Bibelvers, war zuvor ebenfalls über eine Abstimmung bei Instagram ermittelt worden: „Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.“ (Markus 9,23).

Den mit 500 Euro dotierten 1. Preis in der Kategorie „face to face“ belegte Sebastian Lippe (16) aus Hannover. Den 2. Preis und 250 Euro erhielten Isa-Leandra Helms (18) aus Wehrstedt und Marius Müller (18) aus Breinum (Kreis Hildesheim). In der Kategorie „instAndacht“ wurden der 1. Preis und die 500 Euro zweimal vergeben: an Valerie Wittke (17) aus Lehrte-Arpke und an Karlotta Hamburg (16) aus Engelbostel bei Langenhagen. Zusätzlich erhält Sebastian Lippe 3.000 Euro für ein Projekt seiner Jugendgruppe, Valerie Wittke und Karlotta Hamburg erhalten für ihre Gruppen jeweils 1.500 Euro.

Rund 90 Gäste konnten die Preisverleihung in der Hildesheimer Michaeliskirche mitverfolgen, parallel wurde der Festakt per Live-Stream auf dem YouTube-Kanal der Landeskirche übertragen. Das musikalische Programm gestaltete der Sänger und Songwriter Till Seifert aus Hannover. Insgesamt wurden 84 Andachten eingereicht, „das ist weit mehr, als wir erwartet haben“, sagte Pastor Michael Grimmsmann, der die theologische Nachwuchsförderung der Landeskirche Hannovers und auch den Jugendandachtspreis verantwortet. Landesbischof Ralf Meister lobte die inhaltliche und technische Qualität der eingereichten Arbeiten: „Während wir Älteren uns oft erstmal mühsam rantasten mussten, wie Gottesdienste und Andachten digital in Zeiten der Pandemie möglich sind, habt Ihr direkt losgelegt.“

In der Hildesheimer Michaeliskirche fand die Verleihung des Jugendandachtspreises statt. Bild: Harald Koch

Der Bischof hielt auch die Laudatio auf den Erstplatzierten Sebastian Lippe in der Kategorie „face to face“: „Sie nutzen die digitalen Möglichkeiten in großartiger Weise und verbinden dieses mit pointierten theologischen Aussagen, die passgenau für Ihre Zielgruppe der Konfirmandinnen und Konfirmanden formuliert sind.“ Sebastian Lippe hatte einen kompletten Zoom-Gottesdienst – inklusive animiertem Film mit Legofiguren – eingereicht. Darin zeigt er in beeindruckender Weise, wie der Satz „Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt“ auch missbraucht werden kann, etwa von einem betrunkenen Autofahrer oder einem Lehrer, der damit einen verunsicherten Schüler demütigt.

„Die große Erkenntnis ist, dass der Kontext entscheidet, ob dieser Satz etwas für mich bedeuten kann“, sagt Sebastian Lippe. „Daher haben mein Team und ich über die vielen unterschiedlichen Bedeutungen gebrainstormt und während eines Wanderurlaubs mit der Familie habe ich dann diese Andacht geplant.“ Das Ergebnis überzeugte die Andachtspreis-Jury: „Der Gottesdienst bringt die Konfis, so vermuten wir, in Bewegung und lässt sie selbst entdecken, was Sebastian Lippe predigt: Es kommt auf die Situation und den eigenen Glauben an“, so Michael Grimmsmann.

Den mit 500 Euro dotierten 1. Preis in der Kategorie „face to face“ belegte Sebastian Lippe (16) aus Hannover. Bild: Harald Koch

„Es wird Zeit für einen neuen Glauben“, sagt Karlotta Hamburg in ihrer preisgekrönten Instagram-Andacht. Der Glaube sei mehr als auswendig gelernte Texte. Die Verbindung von Glaube und Zukunft und die hervorragende Nutzung des Genres überzeugten die Jury. In seiner Lobrede sagte Johann Seevers (Landesjugendkammer): „Karlotta fordert die Zuhörerinnen und Zuhörer zum aktiven Weiterdenken auf. Als Beispiele nennt sie die Zukunft der Kirche und aktuelle gesellschaftliche Themen wie den Klimawandel – die uns, egal ob in der Kirche oder nicht, alle etwas angehen.“

„Als ich den Vers ‚Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt‘ gehört habe, war meine allererste Reaktion: Naja, also nicht alles – ich kann jetzt nicht plötzlich fliegen oder so“, erinnert sich die 16-Jährige, die sich in der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen engagiert. Durch Gespräche mit ihren Eltern, ihrer Schwester und einer Freundin habe sie aber einen Zugang gefunden und sei zu dem Schluss gekommen, „dass ich den Spruch vielleicht gar nicht so wörtlich nehmen muss und es ja so viel anderes gibt, wo Glaube eben doch – metaphorisch – Berge versetzen kann“.

Die jungen Eichen wirken auf den ersten Blick wie überflüssige Zweige.

Für die zweite Gewinnerin der Kategorie „instAndacht“, Valerie Wittke, klang der Bibelvers zunächst „genauso kitschig wie 1.000 andere kitschige Sprüche auf Instagram“. Und der Glaube hilft leider nicht in jeder Lebenslage: Sie hat die Hauptrolle in dem Theaterstück und das Date mit Lukas aus der Parallelklasse nicht bekommen – obwohl sie ganz fest daran geglaubt hat. „Manchmal war es sogar eine vollkommene Katastrophe“, erzählt die 17-Jährige in ihrem zweieinhalbminütigen Film. „Doch was wichtig ist, ist das Gefühl von Hoffnung, die uns immer wieder aufstehen lässt“, fährt sie fort. Die Jury war angetan davon, in welch persönlicher und theologischer Weise Valerie Wittke über die Hoffnung spricht.

Auch die Laudatorin Katharina Schreiber-Hagen, Chefredakteurin des Evangelischen Kirchenfunks, zeigte sich begeistert: „Damit Social Media nicht krank und unglücklich macht, braucht es weniger Influencer und mehr Sinnfluencer – wie Valerie Wittke.“ Sie lud die 17-Jährige ein, für den neuen Kanal „Basis:Kirche“ auf YouTube ein Gebet oder eine Predigt umzusetzen. Als die Gewinnerin vom Jugendandachtspreis gehört hatte, „war eine Sekunde später schon die Entscheidung gefallen“, sich mit einem Beitrag zu bewerben, sagt Valerie Wittke. „Ich bin immer motiviert, etwas auszuprobieren und mich neuen Herausforderungen zu stellen.“

Wenn man Google fragt, ist „glauben“ nur ein schwaches Verb. Dass es viel mehr als das ist, entfalten Isa-Leandra Helms und Marius Müller in ihrer Andacht, mit dem sie in der Kategorie „face to face“ den zweiten Preis gewonnen haben. „Ist es nicht das Stärkste überhaupt, auf Gott zu vertrauen als etwas, das nicht mit menschlichem Können greifbar ist?“, fragen die beiden. Der Jury gefielen „die gute Sprache, die Aussage und das abgerundete Konzept“.

„Glaube befähigt einen selbst zu Dingen, die eigentlich im Unmöglichen liegen“, sagte die Theologiestudentin und frühere Preisträgerin Victoria Gorbatenko in ihrer Lobrede. „Somit habt ihr uns mit eurer Andacht beflügelt und den Mut geschenkt, uns von unserem eigenen Glauben leiten zu lassen.“ Genau das war die Absicht der beiden Zweitplatzierten: „Wir leben in einer schnellen und sich ständig wandelnden Zeit. Daher tut es gut, einen Raum zu haben, in dem die Stille das aussagekräftigste Mittel ist“, unterstreicht Marius Müller.

Den 2. Preis und 250 Euro erhielten Isa-Leandra Helms (18) aus Wehrstedt und Marius Müller (18) aus Breinum (Kreis Hildesheim). Bild: Harald Koch

Neben den vier Hauptpreisen wurden für einzelne Kriterien Sonderpreise (hochwertige Noise-Cancelling-Kopfhörer) vergeben. Sie gingen an Kristin Schneider aus Hannover („Situationsbezogen“), Friederike Vielhauer aus Waake („Fürbitte“), Finja Tresepenberg aus Buchholz („Im Text reden“), Pascal Brockmann aus Eystrup („Narrative Form“), Johanna Premke aus Lüchow („Theologie und Alltag“), Sanna Lau aus Gifhorn („Frische Sprache“), Lorena Spitzner von der evangelischen Jugend Holzminden-Bodenwerder („Inszenierung“), den Leistungskurs Religion der KGS Pattensen („Methode“), Melina Beyer aus Geestland („Bibel“), das L3T'S PRAY Team St. Nicolai Diepholz („Anspielkomposition“), Anna-Maria Calarasu und Sarah Ehrlich aus Geeste („Eigener Song“), Alexandra Lena Schmidt aus Oldenburg („Symbolik“), David List aus Nordhorn („Drehbuch und Schnitt“) und Amelie Harder aus Achim („Visualisierung“).

Lothar Veit
Durch die Glaswände können Heizkosten gespart werden, weil nur ein kleinerer Raum warm gehalten wird.