"Wir tun, was wir können"
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Die Bilder der Menschen, die zu Tausenden an der polnisch-belarussischen Grenze in Kälte und Nässe ausharrten, berührten viele. Der Pastor einer evangelischen Gemeinde kümmert sich um die Männer, Frauen und Kinder und bekommt auch Unterstützung aus der Landeskirche Hannovers.
Der belarussische Pastor Wladimir Tatarnikow ist besorgt über die Situation der Geflüchteten an der belarussisch-polnischen Grenze. „Sie werden bis zum letzten Moment bleiben, bis ihnen die Einreise in die Europäische Union erlaubt wird“, sagte der lutherische Geistliche aus Grodno in Belarus. Derzeit hofften dort nach seiner Schätzung noch rund 500 Erwachsene und 100 Kinder auf ihre Ausreise.
Seit Sommer 2021 lenkt der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko Menschen aus Krisengebieten in Richtung Europäische Union, um die Mitgliedstaaten unter Druck zu setzen. Die EU reagiert darauf mit Zurückweisungen und Abschottung. Was genau das belarussische Regime bezwecke, könne er nicht beantworten, sagte Tatarnikow. „Für uns zählt nur, dass die Menschen in einer schwierigen Lebenssituation sind. Sie kamen im Herbst in Sommerkleidung an, dann begann der Winter. Sie befinden sich in einer Situation, in der sie wirklich Hilfe brauchen.“
Bei den Migranten, mit denen Tatarnikow gesprochen hat, handelt es sich meist um Kurden aus dem Irak und Syrien. Sie hätten Angst zurückzukehren, da ihnen in ihrem Herkunftsland nach eigener Aussage die Todesstrafe droht. Die meisten wollten nach Deutschland, weil sie dort Verwandte hätten oder ein neues Leben beginnen wollten.
Zunächst hätten die Geflüchteten in Zelten direkt an der Grenze gelebt, aber als es kalt wurde, hätten die Behörden sie in einem Logistikzentrum mit Bio-Toiletten und einem provisorischen Bad untergebracht, berichtet der belarussische Pastor. „Natürlich ist dies trotzdem kein Ort, an dem Menschen und vor allem Kinder leben können.“ Viele hätten sich ihre eigenen Schlafplätze geschaffen, weil sie sonst mit Hunderten von Menschen im selben Raum untergebracht gewesen wären.
Weitere Hilfe erhalten die Menschen vom Roten Kreuz, der Kirche oder anderen Organisationen. Tatarnikow engagiert sich dort mit Ehrenamtlichen aus seiner Gemeinde. Sie bringen den Menschen Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleider und Geschenke für die Kinder.
Laut Tatarnikow würden die Helfer nicht an ihrer Arbeit gehindert: „Im Gegenteil, wir können nicht nur humanitäre Hilfe leisten, sondern auch bei der Verteilung der Hilfsgüter helfen.“ Er hoffe, dass die Politik eine Lösung für die Nöte der Migranten findet. „Und wir beten dafür, dass in der Kommunikation zwischen Vertretern unterschiedlicher politischer und wirtschaftlicher Ansichten der gesunde Menschenverstand siegt, der sich an den Menschen orientiert und nicht an den Interessen Einzelner. Das scheint mir das Wichtigste.“