Weise Worte, ein Segen, unbändige Freude
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Das neue Jahr ist zwei Tage alt, und wir könnten noch einmal zurückschauen:
Auf das letzte Jahr. Auf die Jahre davor. Auf ein ganzes Leben. Denn an der Schwelle zum Neuen, die wir gerade überschritten haben, stehen zwei Alte: Simeon und Hanna. Beide fromm. Beide haben sich immer zu Gott gehalten. Beide können auf ein langes und erfülltes Leben zurückblicken. Und je älter man wird, kann man auf umso mehr Leben zurückblicken und die Jahre an seinem inneren Auge vorbeiziehen lassen. Die guten und die schweren.
Doch Simeon und Hanna, so alt sie auch sind, schauen nicht zurück. Halten keine Rückschau, ziehen keine Bilanz. Sie leben nicht in der Vergangenheit.
Von Gottes Geist geleitet sind sie ganz in der Gegenwart. Offen für den, der ihnen im Hier und Jetzt begegnet: Jesus.
Denn nach alter Tradition und Vorschrift bringen Maria und Josef ihren Sohn zum Tempel. Dabei treffen sie auf Simeon und Hanna. Alt und Jung kommen zusammen an dieser Schwelle. Und die Alten können sich wie Kinder darüber freuen, was Gott ihnen schenkt: Die Begegnung mit dem Kind, das die Welt verändern wird: „… ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“ (Lukas 2,32)
Maria und Josef können mit der Weisheit des alten Simeon und der Freude der betagten Hanna nichts anfangen und wundern sich, was fremde Menschen da über ihr Kind sagen. Oder wundern sie sich schon nicht mehr?! Schließlich waren schon ganz andere Dinge passiert. Auch Hirten und weise Menschen aus fernen Ländern waren zu ihnen gekommen. Merkwürdiges und Wunderbares begegnet Maria und ihrem Mann auf Schritt und Tritt, seit das Kind in ihr Leben kam. Und nun dies: Weise Worte und ein Segen von Simeon und unbändige Freude und Lobpreis von Hanna.
Weihnachten ist schon lange vorbei und nun auch die Silvesterfeier. Was vor uns liegt ist, ungewiss. Müssen wir nach Delta und Omikron noch weitere Buchstaben des griechischen Alphabets lernen?
Durchaus also eine Zeit, in der sich Verzagtheit oder gar Zukunftsangst breit machen können. Und der Gedanke: Früher war doch alles besser …
Doch Simeon und Hanna, die zwei Alten an der Schwelle zum neuen Jahr, weisen uns einen anderen Weg: Unter Simeons Segen will auch ich mich gern stellen. Von Hannas Freude will auch ich mich gern anstecken lassen. Um voller Zuversicht und Gottvertrauen das neue Jahr zu begrüßen.
Marco Voigt