Advent! Jesus kommt.
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Advent! Jesus kommt. Ein neues Kirchenjahr beginnt. Es fängt wieder an, das mit dem Kind. Das mit Gott und seinen Menschen, mit uns. Gott macht einen Neuanfang mit uns. Er macht sich auf den Weg. Er sucht uns auf.
Advent! Jesus kommt. Mal wieder. Alle Jahre wieder kommt er. Gott wird es nicht leid. Jedes Jahr macht er sich wieder auf den Weg zu uns. Was für eine unsägliche Geduld! Denn bisher hat er noch kein Jahr ausgelassen. Und wird es auch nicht tun – bis zum Ende der Welt.
Advent! Jesus kommt. Die Geschichte, die von diesem Kommen berichtet, wird heute in vielen Kirchen gelesen. Sie handelt nicht von der schwangeren Maria, die sich auf die Geburt ihres Kindes vorbereitet. Eine solche Geschichte würde man eigentlich erwarten, so kurz vor Weihnachten.
Das Evangelium handelt vielmehr vom erwachsenen Jesus, der seinem Tod entgegengeht. Der Ölberg, von dem aus Jesus nach Jerusalem einzieht, wird noch einmal eine Rolle spielen: Dort liegt der Garten Gethsemane, wo Jesus mit Gott und seinem Schicksal ringt, wo er mit einem Kuss verraten wird. Das Volk, das jetzt "Hosianna" ruft, wird wenige Tage nach dieser Szene "kreuzige ihn!" brüllen. Und als sein Todesurteil wird das angegeben werden, als was die Menschen ihn gerade begrüßen: König, Sohn Davids.
"Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers." Der Evangelist Matthäus betont wie so oft in seinem Evangelium: Jesus Christus ist der, auf den wir alle schon immer gewartet haben. Die Erfüllung all unserer Sehnsüchte. Nach Frieden und Liebe. Danach, geliebt zu werden. Er ist der, den die Propheten prophezeit haben. Es ist doch so offensichtlich!
Aber wäre es das, hätte Matthäus sein Evangelium nie schreiben müssen. Hosianna, schreien die Menschen, die Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem begleiten.
Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
Dieses Hosianna ist tatsächlich ein Jubelruf. Und so klingt es auch in diversen Vertonungen. Auch in dem Lied „Tochter Zion“, das ab heute wieder in diversen Kirchen und Wohnzimmern gesungen wird. Ein Jubelruf. Aber es steckt noch eine Nuance mehr darin. Hosianna ist ein hebräisches Wort und bedeutet erst einmal „Hilf doch!“ Das griechische Äquivalent ist das „Kyrie eleison“, das als Gebetsruf in unseren Gottesdiensten vorkommt: Herr, erbarme Dich. Mit diesem Ruf, mit dieser Bitte, begrüßt man die Mächtigen dieser Welt: „Hilf doch!“ Weil man von ihnen Hilfe erwartet – und weil man ihnen die Macht zutraut, tatsächlich helfen zu können und etwas zu verändern.
Hosianna dem Sohn Davids! Sie haben ja Recht, die Menschen die das schreien. Sie haben ja Recht, wenn sie da vor den Toren Jerusalems eine Fanmeile für Jesus veranstalten. Und trotzdem haben sie wohl doch nicht alles begriffen, was da passiert. Denn Jesus kommt sanftmütig. Jesus reitet auf einem Lasttier. Einem Esel. Dieser Esel trägt ein teure Last. Jesus. Jesus ist eine Last. Er ist lästig. Denen, die am längeren Hebel sitzen. Denen, die sich nicht hinterfragen lassen wollen. Denen, die um ihre Macht fürchten. Denen, die nur sich selbst im Blick haben. Denen, die keine Geduld haben, denen es nie schnell genug geht.
Advent! Jesus kommt. Das ist nicht immer bequem und eindeutig. Nicht immer jubelnd und Party. Aber nachhaltig. Sanftmut ist schon ein bisschen Ewigkeit. Hosianna, schreien die Menschen. Jesus flüstert eher. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir. Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Versucht, meine Worte genau zu hören. Und versucht, mir zu folgen. Vor allem, wenn es schwer wird. Wenn alle sagen: Das ist doch verrückt – Jetzt Liebe zu leben. Jetzt mit den Tätern zu fühlen, wenigstens ein bisschen. Es wird schon genug und schnell genug verurteilt. Da seid Ihr bitte zurückhaltend. Bitte, versucht es, sagt Jesus. Ihr werdet nichts verlieren, sondern mehr Leben finden. Und mich, sagt Jesus, mich findet Ihr auch!
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit… dieser jubelnde, begeisterte Ruf wird etwas zaghafter. Er wird eher eine Frage. Deshalb aber nicht weniger dringlich: Wie soll ich dich empfangen? Und wie klappt es, dass ich dir begegne? Die ganze Welt sehnt sich nach Dir. Meine Seele auch. Hosianna! Mein Herz soll übergehen in stetem Lob und Preis. Und ich will Dir nacheifern, so gut ich eben kann. Schließlich hast Du alles für mich getan. Dein ganzes Leben: für mich. Dein ganzes Sterben: für mich. Komm! Mach mich heil und froh!
Advent! Jesus kommt.
Pastor Jakob Kampermann/EMA