Bericht der Diakonie bei der Synode
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„In der Pandemie hat es sich besonders deutlich gezeigt, wer Hilfe benötigt und dass wir als Gesellschaft dringend nachjustieren müssen, wie wir mit Menschen umgehen, die durchs Raster fallen“, sagt der Geschäftsführer des Diakonischen Werks in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke. „Wenn wir sehen, wie viel Geld zur Unterstützung der Wirtschaft schnell bereitsteht, wenn Druck und politischer Wille da sind, gegenüber einer Erhöhung des Hartz IV-Satzes um drei Euro pro Monat – dann ist das ein Missverhältnis.“
Es bleibe zentrale Aufgabe der Diakonie, den Schwächeren eine Stimme zu geben. Die größte Herausforderung dabei sei vor allem die Personalgewinnung: „Wir müssen alles daran setzen, Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten, also als Arbeitgeber attraktiv zu sein, und uns für die Attraktivität sozialer Berufe einsetzen“, erläutert Lenke. „Außerdem müssen wir die soziale Infrastruktur im Blick behalten – einfach gesagt: Welche Angebote finden ältere Menschen vor, die oft quasi auf dem Land „übrigbleiben“. Und die Digitalisierung ist natürlich auch ein großes Feld, da gibt es gute Ideen, die aber noch nicht umgesetzt sind.“
Was sind die zentralen Aufgaben für die Diakonie? Wir haben sie nach Arbeitsfeldern aufgeschlüsselt:
Der Personalmangel ist schon jetzt in Alten- und Pflegeheimen spürbar. "Das Problem teilen wir mit vielen anderen und das macht es nicht einfacher", sagt Hans-Joachim Lenke. "Wir müssen alles daran setzen, Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten, also als Arbeitgeber attraktiv zu sein, und uns für die Attraktivität sozialer Berufe einsetzen." 2030 werden 500.000 Vollzeit-Pflegekräfte fehlen, mahnen Experten. Positiv sei aber, dass die Zahl der Azubis bei der Diakonie stabil geblieben sei.
Einen Eindruck von der hohen Arbeitsbelastung bei Pflegekräften vermittelte vor kurzem der epd.
Menschen mit Behinderungen entsprechend der konkreten Bedarf zu unterstützen, ist das Ziel des Bundesteilhabegesetzes. „Eine inhaltliche Veränderung der Leistungen und der pauschalen Vergütungen war bisher noch nicht umsetzbar“, heißt es in dem Diakonie-Bericht. Wie groß die Herausforderungen in den zwei Jahren waren, davon berichtet Holger Denecke von der Bürgervertretung der Ev. Stiftung Neuerkerode: Für ihr Engagement wurde die Bürgervertretung mit dem Corona-Ehrenamtspreis der Diakonie ausgezeichnet.
„Zu den Verlierern der Coronapandemie gehören vor allem jene Menschen, die durch Kurzarbeit, Auftragslage des Arbeitgebers, Krankheit oder fehlende Kinderbetreuung in die Arbeitslosigkeit geraten sind oder mit deutlich weniger Geld ihren Lebensunterhalt bestreiten mussten“, berichtet die Diakonie in Niedersachsen in ihrem Synodenbericht.
„Als DWiN beobachten wir eine Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Deshalb setzen wir uns für eine Stärkung der Solidarität ein. Es ist für uns ein zentrales Anliegen, benachteiligten und von Armut betroffenen Menschen Bildungs- und Teilhabechancen zu eröffnen.“ Große Sorgen macht sich Marco Spindler vom Diakonischen Werk Leine-Solling beim Gespräch mit dem Mediendienst Bramsche an dieser Stelle um die wachsende Altersarmut.
Mal geöffnet, dann geschlossen – an schulische Routine und Eingewöhnung in der Kita war zeitweise nicht zu denken. Ein Belastungsfaktor für kleine Kinder und die ganze Familie. "Da sitze ich manchmal abends da und weine", gab etwa Jasmin Leicht gegenüber dem epd zu: Sie zerrieb sich fast zwischen drei Kindern und Job.
Für die Diakonie hieß der Lockdown etwa, dass Kinder aus bedürftigen Familien im Home Schooling einen Computer und einen leistungsfähigen Internetanschluss brauchten. Und Menschen, die sonst über die Runden kamen, brauchten plötzlich Hilfe, erzählt Lenke: "Die Schuldnerberatung hatte einen großen Zulauf, weil plötzlich durch Kurzarbeit 30 Prozent fehlten."
Anfang 2021 gab es so viel Schnee wie selten und lange Zeit tiefe Minusgrade – für Menschen, die auf der Straße leben, war es umso dringlicher, Notunterkünfte zu finden. Doch Kontaktbeschränkungen, Abstandregeln und die reduzierte Zahl an Speise- und Duschmöglichkeiten erschwerten das Leben zusätzlich. Auch im bevorstehenden Winter werden die Auflagen problematisch sein. Die brutale Realität zeigten im Februar Daniel Reiners (Streetworker der Diakonie Göttingen) und Andreas Overdick (Bahnhofsmission Göttingen) dem ekn.
Insbesondere im Pflege- und Betreuungsbereich sollen trotz hoher Arbeitsbelastung die Freiwilligendienste nicht zu kurz kommen, sie seien als Lern- und Orientierungszeit sehr wichtig. „Der Freiwilligendienst ist ein wichtiges Instrument, um Interesse an sozialen Berufen zu wecken, zu verstärken oder auch zu überprüfen“, heißt es im Synodenbericht des DWiN. Drei mögliche Einsatzfelder, in einer Kita, in einer Gruppe von Menschen mit Behinderungen und in einem Seniorenheim zeigt das Video.
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