Andacht zum letzten Sonntag des Kirchenjahres
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Abschied nehmen.
Noch einmal die Hand auf die Klinke legen. Eine Tür öffnen, zögerlich vielleicht.
In der Jackentasche das Taschentuch suchen, das nur noch eine Kugel ist aus Papier und Tränen und Schnodder.
Und dann zum letzten Mal seine Hand halten. Oder ihre.
Noch einmal über die Wange streichen.
Vielleicht ist da noch Wärme. Vielleicht schon nicht mehr.
Begreifen. Oder es nicht fassen können. Loslassen müssen. Nicht festhalten können.
Das Gefühl in der Hand bleibt. Auch nach dem loslassen.
Hände erinnern. Für eine Zeit lang.
Hände sind etwas Wunderbares: Sie arbeiten und zeigen, streicheln und suchen, halten fest und lassen los.
Hände verbinden. Hand in Hand.
Und dann geht es von der Hand ins Herz, wie beim Händchenhalten. Oder vom Herzen in die Hände.
Hand aufs Herz, wen trägst du im Herzen?
Welche Hand würdest du gerne noch einmal halten?
An wen erinnern sich deine Hände?
Manche Erinnerung bleibt. Und manche verblasst.
Bei Jesaja steht:
»Du sprichst: Der HERR hat mich verlassen, der Herr hat mein vergessen.
Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über das Kind ihres Leibes?
Und sollte selbst das geschehen, so will ich dich doch nicht vergessen, spricht der Herr.
Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet.«
Manch eine*r schreibt sich etwas auf die Hand. Dann, wenn es wichtig ist. Zu wichtig für einen Zettel, den man verlieren könnte.
Und Gott macht es genauso: »Siehe, in meine Hände habe ich Dich gezeichnet.«
Hände erinnern. Und Menschenhände vergessen.
Weil sie nach dem Loslassen neuen Halt suchen, gehalten werden oder fest geballt in Manteltaschen stecken.
Weil die Zeit die Erinnerung verwischt.
An das Leben und an den Abschied.
Und Gott sagt: Nicht bei mir.
Nichts verwischt, verblasst und verschwindet schließlich.
Nicht du und auch nicht die, deren Hände du loslassen musstet.
In meine Hände habe ich dich gezeichnet.
Von meiner Hand bist du in mein Herz gelangt. Ewig.