"Kloster 2.0": Loccum erhält modernes Gesicht
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Nach vierjährigen Bauarbeiten wird das historische Kloster Loccum bei Nienburg am Donnerstag wieder seiner Bestimmung übergeben. Die 1163 von Zisterzienser-Mönchen gegründete Anlage war seit 2017 komplett saniert worden. Die Kosten dafür belaufen sich auf 35,8 Millionen Euro. "Das Kloster ist über 900 Jahre alt - und doch nun fast neu", sagte der Prior des evangelischen Klosters und frühere Vizepräsident des Landeskirchenamtes in Hannover, Arend de Vries, am Mittwoch. Heute werden im Kloster angehende evangelische Pastorinnen und Pastoren aus Niedersachsen und Bremen ausgebildet.
Der Studiendirektor des Predigerseminars, Matthias Wilke, wird am Donnerstag nach einem Festgottesdienst symbolisch den Schlüssel für die neu gestalteten Räume entgegennehmen. Entstanden sind moderne Seminar- und Aufenthaltsräume, teils ausgestattet mit Möbeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert, neue Zimmer für bis zu 75 Vikarinnen und Vikare, sowie Gästezimmer, die auch von Kulturtouristen angemietet werden können. De Vries sprach von einem „Kloster 2.0“. Alles sei auf dem neusten Stand der Technik.
Die Modernisierung der historischen Gebäude war das größte Bauprojekt der Landeskirche in der Nachkriegszeit: So wurden im zentralen Konventshaus die meisten historischen Wände und Böden geöffnet, marode Teile des Gebälks ausgetauscht und die Dachbalken verstärkt. Am Ostflügel entstand eine moderne Bibliothek für rund 120.000 Bücher - die ursprünglichen Räume an dieser Stelle waren 1815 abgerissen worden. Besonders kostbare Bücher und Urkunden sind in einem "Preziosium" mit hohem Brandschutz untergebracht. Neu errichtet wurde ein "Slaphus" mit 30 Betten. Auch ein Teil der Außenanlagen wurde neu gestaltet.
Beim Kloster Loccum handele es sich um ein "Baudenkmal von nationaler Bedeutung", das es zu sichern gelte, erläuterte der Baudirektor der Landeskirche, Werner Lemke. Anfangs hatte die Landeskirche nur mit Kosten von 20 Millionen Euro gerechnet, doch im Laufe der Zeit stiegen sie stark an. Während der Bauarbeiten zeigte sich etwa, dass zahlreiche Hölzer stark beschädigt und von Pilzen und Insekten befallen waren.
An den Arbeiten waren insgesamt rund 80 Handwerksfirmen, Dutzende von Planungs- und Ingenieurbüros, drei Architekturbüros und ein Landschaftsarchitekt beteiligt. Die Kosten werden von der hannoverschen Landeskirche, dem Kloster sowie durch Drittmittel finanziert, die zum Teil von der Denkmalpflege kommen. Im Festgottesdienst am Donnerstag in der Stiftskirche predigt Landesbischof Ralf Meister, der auch Abt des Klosters ist. Das Kloster Loccum gilt neben dem Kloster Maulbronn bei Pforzheim als das besterhaltene Zisterzienserkloster nördlich der Alpen.
Michael Grau / Evangelischer Pressedienst