Andacht zum Erntedankfest
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Woher kommen eigentlich die Äpfel? Kinder beobachten, dass im Herbst die Äpfel reif sind und frisch gegessen werden können. Gleichzeitig wissen sie, dass die Äpfel vorher noch nicht so aussahen wie jetzt. Im Frühling war noch gar nichts von ihnen zu sehen. Wie kommt es also, dass jetzt die Äpfel reif sind? So fragen Kinder.
Mit Kindern kann man wunderbar Pflanzungen beobachten. Kresse eignet sich besonders gut. Dann beobachten sie, wie die grünen Spitzen aus der Erde kommen. Bei der Kresse geht das natürlich besonders schnell. Die Kinder können also beobachten und erleben und bestaunen, wie Pflanzen wachsen, von denen sie sogar etwas essen können. Ich kann mir vorstellen, dass es den Kindern ausreicht, das Wachsen zu beobachten.
Wir Erwachsene können noch weiter fragen bis zu den chemischen Prozessen, die in einem Kressesamen ablaufen, wenn das erste Grün daraus hervorbricht. Bestaunen können wir das Wachsen der Pflanzen aber trotzdem – zusammen mit den Kindern. Am Erntedankfest werden in vielen Kirchen Familiengottesdienste gefeiert. Erwachsene wollen zusammen mit den Kindern Gott dafür danken, dass wir ausreichend und gut zu essen haben. Ein altes Tischgebet, das diesen Dank zum Ausdruck bringt, ist der Wochenspruch für die Erntedank-Woche:
Aller Augen warten auf Dich, und Du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust Deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, nach Deinem Wohlgefallen. (Psalm 145, 15f.)
Grund zu danken gibt es noch viel mehr. Auch das können wir von den Kindern lernen, weil dieses Danken ganz automatisch zu ihrem Leben dazu gehört. Klein, wie sie sind, bekommen sie eben Vieles geschenkt. Und dafür sollen sie, bitteschön, danken. Wie sagt man? Danke, sagt man. Die beständige Erfahrung, etwas geschenkt zu bekommen, gehört zu Kindern dazu. Umso stolzer sind die Kinder, wenn sie etwas selber können. Und seien es Sachen die das Schuhezubinden, Zähneputzen, oder selber das Brot mit Nutella zu beschmieren.
Das kindliche Lebensgefühl, alles geschenkt zu bekommen, können wir von ihnen lernen. Das Danken können wir mit ihnen lernen und tun.
Die Bilder der Flutkatastrophe in Westdeutschland sind mir noch sehr präsent. Bisweilen bleibt mir dieser Dank im Halse stecken. Die Bilder zeigen Wasser, so weit das Auge reicht. Menschen, die alles verloren haben. Wo das Wasser wieder abfließt, bleiben zerstörte Orte und Ackerland, das so schnell nichts mehr tragen wird. In den Augen der Menschen pure Verzweiflung.
Aller Augen warten auf Dich. Gib ihnen Speise! Tu Deine Hand auf und sättige alles, was lebt nach Deinem Wohlgefallen!
Diese Bitte lässt sich nicht von unserem Erntedank trennen. Dass wir ausreichend zu Essen haben, sollen und wollen wir spätestens zum Erntedankfest bedenken und aussprechen. Dafür können wir Gott danken. Gleichzeitig müssen wir Gott darum bitten, dass er alles, was lebt, sättigen soll. Alle Menschen sollen in den Erntedank einstimmen können. Dafür soll Gott sein Mögliches tun. Wir auch.
Amen.
Pastor Jakob Kampermann