Andacht zum 16. Sonntag nach Trinitatis
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Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und lasst ihn gehen!
Wirklich spooky. Und auf Netflix würde ich mir das nicht angucken.
Wieder demonstriert Jesus Gottes Wirklichkeit. Setzt sie unseren Vorstellungsmöglichkeiten entgegen. Im Evangelium ist diese Geschichte aufgeschrieben für Menschen, die nicht live dabei waren. Insofern ist die Hauptperson – neben Jesus natürlich – um die es in dieser Lazarus-Geschichte geht: Marta.
Sie läuft Jesus entgegen. Sie wirft sich ihm an den Hals. Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. So sehr vertraut sie Jesus, dass sie ihm alles zutraut. Immer noch: Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.
Marta soll ihren Glauben an Jesus nicht damit begründen, dass Lazarus in dieses Leben zurückkehrt. Wir auch nicht. Klar ist auch, dass dieser Lazarus, wie alle Menschen, später noch einmal sterben muss. Seine Rückholung in dieses irdische, zeitliche Leben kann nicht schon der Durchbruch zur Ewigkeit und nicht der Eingang in die Unsterblichkeit gewesen sein. Wer ins zeitliche Leben zurückkehrt, ist wieder der Zeit und damit der Vergänglichkeit unterworfen.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben“, sagt Jesus zu Marta, „wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?“
Martas Antwort lautet: „Herr, ja; ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“ Ja, ich glaube, sagt sie, dass du von Gott kommst, mit Gott eins bist, Gott in unserer Welt, die Ewigkeit mitten in der Zeit, der Durchgang zur Unsterblichkeit für alle, die an dich glauben, also auf dich ihr ganzes Vertrauen setzen, an dir ihr Leben ausrichten.
Hier könnte die Marta-Geschichte vorbei sein.
Und Lazarus? Das wäre doch jetzt mal interessant zu erfahren, wie es ihm bei alledem ging. Wie hat er danach gelebt? Was nahm er das zweite Mal mit ins Grab? Waren seine glücklichen Stunden jetzt noch glücklicher? Wie ging er wohl damit um, als ihn erneut eine Krankheit traf? Hat er da gefühlt, dass ihn nichts von der Liebe Gottes trennen kann? Hat er den Kindern aus seinem Dorf von allem erzählt? Und wie ist er beim zweiten Mal gestorben? Voll banger Hoffnung, dass es jetzt endlich für immer sei? Gelassener? Voller Zuversicht und Hoffnung? Mit Martas Worten auf den Lippen?
Die Auferweckung von Lazarus, seine Wiederbelebung, bleibt ein Zeichen. Ein Zeichen für Ewigkeit mitten in unserer vergänglichen Zeit. Genau da stößt dieses Zeichen auch an seine Grenzen. Viele von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn. Wir können diese Erzählung heute und immer wieder lesen. Und auch für wahr halten. Aber es hilft uns nicht. Es ist nicht vor unseren Augen passiert, es war nicht für unsere Augen bestimmt. Wir können uns an der Auferweckung von Lazarus nicht festhalten. Aber an Marta. Ihr Glaube an Jesus Christus zeigt uns eine Richtung und eine Tiefe für unseren Glauben. Was du bittest von Gott, das wird er dir geben.
Jesus Christus sagt: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. – Glaubst Du das? Erlebst Du so Dein Leben? Lebst Du so Dein Leben? Mal übersprudelnd, mal vorsichtig… aber immer lebensvoll? Und sei es im Angesicht von Krankheit und Tod?
Pastor Jakob Kampermann/EMA