Startseite Archiv Tagesthema vom 14. Juli 2021

#IchBinDabei: Porträt Sylvia Spreen

Auch wenn jedes Jahr viele Menschen aus den Kirchen austreten, gibt es weiterhin viele, die ihr gern angehören. Sylvia Spreen engagiert sich gern als Lektorin.

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

„Ich finde es spannend, wenn Kirche auf Welt trifft. Wenn Kirche ein Come-together-Ort bleibt und wenn es sich lohnt, mit Mitmenschen zu ringen um Werte und Glaube“, die Aussage spiegelt den Blick ins Gesicht einer jungen Frau, die im Leben steht und ihre Werte praktisch umsetzt.
 
Beim Treffen nach der Arbeit zum Gespräch hat sie zu ihrer roten Lebenslinie auf dem Smartphone den passenden Vers (32) aus der Apostelgeschichte, Kapitel 4 parat: „Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; auch keiner sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemein.“  Dies unterstreiche ihren Glauben, aus dem sie Kraft und Überzeugung schöpft. 

Sylvia Spreen ist gerade 30 Jahre, wohnt in Heede, einem Ortsteil von Diepholz, nur 500 Meter vom Elternhaus entfernt in einer Wohngemeinschaft. Ihre Mitbewohnerin ist aber nicht eine Freundin im gleichen Alter, sondern Nicoline (62 Jahre, verwitwet), die Ihr einen Teil ihrer Wohnung anbot, als ihr Mann verstarb. „Wir kannten uns aus der Kreuzkirchengemeinde aus St. Hülfe-Heede. Und unsere WG hält jetzt bereits vier Jahre“, freut sich Sylvia. Was als Übergangslösung anfing, hat heute Bestand mit Mehrwert. „Inzwischen haben wir eine richtige, innig-geistige, Freundschaft.“ In der Rückschau hätte Nicoline gesagt: „Du kamst mir einfach in den Sinn, das war Fügung.“ Die Lebensform, die Sylvia pflegt, beinhaltet viele Kompromisse, viele Erfahrungen, sie steht exemplarisch für ein generationsübergreifendes Miteinander, das auch Kraft koste. 

Sylvia Spreen aus Diepholz/Heede ist gern Teil der Kirche. Bild: Simone Brauns-Bömermann

Zur Kirche kam Sylvia über ihren „besten Kumpel“ (Organist in der Kreuzkirche) 2007. „Nach meiner Konfirmation war erstmal Sendepause mit Kirche, bis ich über die Musik wieder Fuß fasste.“ Dabei spiele sie kein Instrument, könne auch nicht singen. „Sie drückten mir das Mikrofon in die Hand und stellten den Ton aus. Mein Talent war eben, auf der Bühne zu stehen, hier durfte ich das. Ich war mit meinem ureigenen Talent sofort ein Teil des Teams.“ Diese Erfahrung hätte sie geprägt. 

Ab da war Kirche der Ort „Hier darf ich sein“.  Sylvia engagierte sich die nächsten Jahre bei „Lord-Extra“ in der Mutterhauskapelle in Lemförde, „JesusHouse“ in Sankt Michaelis in Diepholz und „proChrist“ und im Verein Christliche Missionsgemeinde Diepholz. 
Seit 2012 ist sie im Kirchenvorstand in St. Hülfe-Heede, von 2013 bis 2018 betreute sie Jugendliche im Projekt „Churchville“ im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz. „Das war die Zeit, als ich nur noch zur Arbeit fuhr und danach für die Jugendlichen da war“, erinnert sie sich an die langen Tage und Abende. 

Den Impuls „Schreib doch mal ´nen Text selbst“ kam von den Diakonen. „Sag mal, wäre die Lektoren Ausbildung nicht was für Dich?“ die Frage dahinter. 
Das machte Sylvia. Sie ist die Sprecherin der Lektoren im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz. Jetzt steht noch die letzte Etappe der Prädikantenausbildung und ihre Einführung im Dezember in der Kreuzkirche St. Hülfe-Heede mit Superintendent Marten Lensch an. Ihr Mentor ist Pastor Eckhart Schätzel aus Lemförde. Sylvia ist die Verantwortung durch ihr zukünftiges Amt mehr als bewusst: „Schließlich schreibt man selbst eine Predigt und muss sich dazu verteidigen wie bei einer Bachelorarbeit.“ Über die Ausbildung sagt die junge Frau „Man muss wirklich Kritik fähig sein.“ 

Ihr Engagement ist ungebrochen: „Selbst wenn Kirche sich verändert, Glaube und Werte bleiben, in welcher Form auch immer, da bin ich mir ganz sicher.“ Sie bleibt trotzdem aktiv für die Kirche, weil sie fest glaubt und eine Beziehung zu Gott pflegt und mit anderen Menschen ringen möchte in der Sache. „Ich bemühe nach Kräften der Utopie von Aldous Huxley „Schöne neue Welt“ entgegenwirken.“ 

Simone Brauns-Bömermann