Familiengeschichten
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Meine Mutter hat einige Geschwister. Und sie treffen sich regelmäßig. Es ist wirklich putzig, dass die Rollenverteilung der Geschwister immer noch die ist, die sie als Kinder hatten. Die Witzige macht immer noch die Späße. Der Praktische hat immer noch die praktischen Vorschläge. Die Älteste gibt immer noch vor, was zu tun ist. Es ließe sich noch weiter fortsetzen, es sind so viele.
Daran musste ich denken, als ich die biblische Geschichte von Josef und seinen Brüdern lese. Sie hatten ihn verkauft und verschleppen lassen. Nach Ägypten. Und jetzt hat er Nahrung für sie und lässt sie daran teilhaben. Er sagt zu ihnen: Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber
Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk. So fürchtet euch nun nicht!
So geht die ganze Geschichte gut aus und weiter. Alle haben genug zu essen und sind versöhnt. Zumindest hegt Josef keinen Groll gegen seine Brüder, sondern nutzt seine Funktion in Ägypten, um ihnen auszuhelfen.
Ich komme nicht umhin, zu denken, dass sich an der Konstellation der Brüder untereinander eigentlich nichts geändert hat. War Josef als junger Mann noch der, der der Liebling des Vaters war, irgendwie hochtalentiert, ein Darling eben. So ist er auch in dieser Episode derjenige, der die Situation rettet.
Ich beobachte, dass das mit vielen Erzählungen aus dem Alten Testament so ist, dass sie etwas Grundsätzliches über Menschen erzählen. Und dass ich mich immer frage, wo ich in dieser Erzählung drinstecke.
Wahrscheinlich kann ich mich in mehreren Figuren wiederfinden. Ein bisschen Jakob wird auch dabei sein. Aber warum nicht auch ein wenig Josef? Der gibt, was er geben kann. Der vergibt, was vergeben werden kann. Der die Situation rettet. Der tut, was jetzt dran ist. Um erfahrbar zu machen, dass Gott es gut meint.
Amen.
Jakob Kampermann