Startseite Archiv Tagesthema vom 12. Juni 2021

Stolz aufs Kreuz?

Andacht zum 2. Sonntag nach Trinitatis

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Graffiti gab es sogar schon im 3. Jh. Ein ganz berühmtes fand man eingeritzt auf den Mauern des Kaiserpalastes zu Rom. Ein Spottkruzifix, auf dem ein ans Kreuz geschlagener Esel zu sehen war Es reichte den Menschen also nicht Jesus ans Kreuz zu schlagen, sie mußten auch noch den Glauben daran nageln – „Schaut her, was für eine Eselei, ein Christ zu sein“. Sie taten es, um Christen aufs Tiefste zu beschämen.
Paulus weiß darauf die Antwort:
„Ich schäme mich des Evangeliums nicht.“

Und heute? Sind die Zeiten vorbei, in denen man sich für seinen Glauben schämen könnte? 

Blicke ich auf meine Konfirmanden, dann ist es für sie oft selbstverständlicher frei über Sexualität zu sprechen, als über das persönliche Gebet. Menschen, die regelmäßig in die Kirche gehen sind nicht selten auch heute noch dem Spott ihrer Mitmenschen ausgesetzt. Und wehe, ein bekennender Christ erlaubt sich einen Fehltritt, dann ist das Gespött der Leute auch nicht weit. 

Ich frage mich, warum sollte ich mich für meinen Glauben schämen? Weil Menschen über einen Gott spotten, der Kriege, Gewalt und Flugzeugabstürze in der Welt zulässt. Beschämende Zustände gibt es in der Welt. Offensichtlich. Gründe, warum man sich für seinen Gott oder seinen Glauben schämen könnte? Nein! Also ich schäme mich des Evangeliums nicht! Es ist eine Kraft Gottes! Diese Kraft allein tröstet, wo wir Menschen es nicht können. Diese Kraft kann heilen, wo wir mit unserem Latein am Ende sind. Und diese Kraft ist es, die Menschen suchen, um schwere Zeiten überhaupt überstehen zu können. Ich schäme mich nicht, dass die Kirchen dann voll sind, wenn uns Menschen die Not mal wieder zutiefst betroffen hat.

Also für mich ist es klar: Ich schäme mich des Evangeliums nicht! Und Sie?

Amen.

Cathrin Meenken
Kreuzkette - stolz drauf? Bild: HannahJoe7 auf Pixabay

Der Bibeltext

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.

Römerbrief 1, 16
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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net