Neu geboren
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Weil ich im Rollstuhl sitze, konnte ichnicht zu unserem Taufbecken kommen. Also machten wir es andersrum. Das Taufbecken kam zu mir. Ein Pate des Täuflings musste es halten. Taufe an sich ist ein Geschehen von hoher Dichtigkeit. Schön betont wird diese, wenn der Täufer oder die Täuferin mit den Augen das nachvollzieht, was da gerade passiert.
Das ist bei Sakramenten allgemein so. Und ich bin so sehr Lutheraner, dass ich das wirklich glaube.
Ein besonders dichter Moment ist der Segen nach der Taufhandlung. Mit Handauflegung über dem Taufbecken:
Es segne Dich der allmächtige Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Dich von Neuem geboren hat durch das Wasser und durch seinen Geist.
Das passiert in diesem Moment wirklich. Der Täufling wird neu geboren. Und weil das nicht wirklich zu sehen ist, hefteten meine Augen immer an dem Wasser und der Taube, die in dem Taufbecken drin ist. Gülden.
Die konnten wahrscheinlich nur der Täufling und ich sehen. Für alle anderen war die Taube wieder oben sichtbar an der Decke, an der Spitze des Chorraumes.
Als Jesus von dem Pharisäer Nikodemus Besuch bekommt in der Nacht, haben sie diese Abbildung des Geistes wahrscheinlich nicht.
Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
Von einer Taufhandlung wird da im Johannesevangelium nichts erzählt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob Nikodemus tatsächlich alle Fragen geklärt bekommt. Aber ich bin mir sicher, dass die neue Geburt meiner Täuflinge noch lange nicht zu Ende ist. Dieser Prozess geht immer weiter. Ein Leben lang. Aber er hat mit der Taufe ein Datum für einen Anfang. Und ich mag auch nicht versprechen, dass dieser Prozess ohne Wehen vor sich geht. Er ist bisweilen mühsam. Aber er endet bestimmt gülden.
Amen.
Jakob Kampermann