Mehr als ein frommes Selbstgespräch?!
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Manchmal ist Beten für mich wie ein großes Sich-Einschwingen in etwas Größeres, hell, ruhig und harmonisch. Manchmal allerdings ist da auch unglaublicher Druck und enormes Feuer hinter. Eine leuchtende Gebetsrakete, abgeschossen aus der Wüste, die in den schwarzen Himmel zischt und verschwindet. Ich blicke ihr nach: Was wird daraus werden?
Und dann an einem Tag lese ich zwei Meldungen über Raketen: Elon Musk jubelt. Ein Prototyp der Spaceship-Rakete, die irgendwann einmal Menschen auf weit entfernte Planeten bringen soll, ist nicht nur erfolgreich gestartet, sondern auch wieder senkrecht-zurück sicher auf der Erde gelandet.
Und am selben Tag geht die weltweite Befürchtung um, dass eine außer Kontrolle geratene „Langer-Marsch-Rakete“ Chinas, die ein Modul für die chinesische Raumstation „Himmlische Harmonie“ transportieren sollte, unkontrolliert zur Erde zurücktrudelt und herabstürzende Trümmerteile am Sonntagvormittag zu einer Katastrophe führen könnten.
Wohin gehen meine Gebete? Sind sie nicht viel mehr als ein „frommes Selbstgespräch“? Verglühen sie irgendwo da oben im Nichts, als Ruf ohne Antwort? Oder kommt da doch was zurück, vielleicht sogar mehr und anderes als das, was ich losgeschickt habe?
Vorher kann man das nicht wissen. Sondern immer - manchmal? - erst im Nachhinein. Und beides kommt vor, im Leben und in der Bibel: Dass da jemand um Hilfe ruft, mit sich und mit Gott ringt - und eine Antwort erhält (wie nach langem Kampf Hiob) oder eben auch nicht (wie im Todeskampf Jesus).
Eine Regel, ob da etwas zurückkommt, die gibt es nicht. Und darum sollte man den Bibelspruch für die Woche „Rogate“ auch ganz genau lesen. In der Luther-Übersetzung heißt es nämlich sehr vertrauensvoll – und leider ziemlich falsch: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ (Psalm 66,20). Als ob das so klar wie der wolkenlose Sternenhimmel wäre! In der vor gut drei Monaten erschienenen BasisBibel wird sehr viel genauer und richtig übersetzt: Er hat mein Gebet nicht abgewiesen und seine Güte nicht von mir genommen.
Eben - erst im Nachhinein merke ich: Da war was. Da kam was zurück. Da ist etwas heil geworden. Immer passiert das nicht. Aber es passiert. Und das gibt mir Hoffnung.
Amen.
Matthias Bochow