Singt! Leise und laut!
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Kantate heißt dieser Sonntag. Lateinisch: Singt! Ein imperativ Plural.
Derzeit finden viele Gottesdienste statt, in denen die Macher*innen sich viel haben einfallen lassen, Musik zum Klingen zu bringen. Die Orgel spielt. Texte werden gelesen. Vereinzelt sitzen Senior*innen in den Bänken, die ganz leise mit Mundschutz etwas mitsingen. Darf man eigentlich nicht. Aber protestieren tut auch keiner. Ich auch nicht.
Ich frage mich, wann ich singe. Und ich erinnere mich, dass ich mit meinem Bassmann in der Altstadt von Heidelberg in einer Gasse gesungen habe. Sonst haben wir das in den Clubs im Keller gemacht. Jetzt auf der Straße. All for you. Ganz laut. Mitten in der Nacht. Weil wir nicht anders konnten. Für Janine. Sie ist inzwischen Pfarrerin in Hessen. Er in der Pfalz. Wir haben das natürlich gemacht, um diese Frau zu beeindrucken. Und es hatte auch einen besonderen Kitzel, dass hinter all den Fenstern Leute schliefen, die das störte.
Von Jesus wird erzählt, dass er mit seinen Freunden nach Jerusalem unterwegs ist. Seine Freunde singen. Wahrscheinlich lautstark. Andere wiederum stört das und sie fordern Jesus auf, das zu unterbinden. Tut er nicht. Er lässt sie weiter Gott singend loben. Und er sagt: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
Schreiende Steine fallen mir gleich ganz viele ein. Mahnmale. Gedenksteine. Die erzählen, schreien auch. Die fleckig wiederufgebaute Frauenkirche in Dresden ist nur ein prominentes Beispiel.
Kantate. Eigentlich ein Imperativ Plural. Heute aber vor allem mein Wunsch an Euch. Dass ihr Grund habt zu singen. Und gar nicht anders könnt. Ganz leise unter der Maske. Und laut in der Nacht. Es wird genug Steine geben, die mitmachen.
Amen.
Jakob Kampermann