Von Unkraut und Weizen
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Frühling wird es. So richtig können wir es noch gar nicht glauben. Aber es war schon verdammt warm. Die Tage sind länger hell. Überall sprießt es. Die Welt wird wieder bunter. Bunte Farben. Vogelgezwitscher ist zu hören. Überall erwacht das Leben. Man hat wieder Lust rauszugehen. Am Leben teilzuhaben. Wie schön.
Wenn die Sonnenstrahlen so durch die Fenster in unsere Wohnungen dringen, fällt auf einmal auf, wie viel Staub in der dunklen Jahreszeit liegengeblieben ist. Und die Fenster… die könnte ja auch mal wieder jemand putzen. Es ist Zeit zum Frühjahrsputz. Zeit, die Fenster aufzureißen, ja… sie auch zu putzen, und all das, was draußen gerade passiert an Farben und Leben, auch hereinzuholen. Hereinzulassen.
Mitten in dieser Jahreszeit ist im Kirchenjahr die Passionszeit dran. Wir erinnern uns an den Weg von Jesus, der ihn nach Jerusalem führte und schließlich ans Kreuz auf Golgatha. Es wird der Weg sein, der Jesus nach Ostern führt, ins ewige Leben.
Viele Menschen nutzen diese sieben Wochen vor Ostern, um sich auf das große Fest des Lebens vorzubereiten. Sie begehen diese Zeit bewusst. Sieben Wochen ohne. Sie verzichten auf liebgewonnene Gewohnheiten, um wieder neu zu hören. Sie hören mit etwas auf, um wach zu werden für das, was ihnen wichtig ist, wach zu werden für Gott. Wach zu werden für sich selbst. Es ist Zeit zum Frühjahrsputz. Zeit die Fenster aufzureißen und… genau hinzuschauen.
Was kann ich dabei alles entdecken? Wenn ich in mich höre? In mich gehe? Finde ich da kleine Krokusse? Lila und weiß? Oder finde ich staubige Ecken – grau in grau?
Beides wird der Fall sein.
So sind wir.Voller Unkraut – und voller Weizen.
Am liebsten würden wir das Unkraut alles aus uns herausreißen. Damit es nur noch das eine in uns gibt. Das Gute. Den Weizen.
Damit wir Gott gefallen. Damit wir uns selbst gefallen.
Gott ist da behutsamer mit uns. Geduldiger.
Mensch, so bist Du. Voller Unkraut – und voller Weizen. Das musst Du mir nicht erzählen. Ich sehe das. Ich weiß das. Ich kenne Dich.
So bist Du.
Deshalb sei vorsichtig, wenn Du das Unkraut aus Dir herausreißen willst. Pass auf, dass Du Dich nicht vor lauter Eifer ganz entwurzelst.
Es wird der Tag kommen, da werde ich Dich vom Unkraut erlösen.
Lass das getrost meine Sorge sein!
Amen.
Jakob Kampermann