Startseite Archiv Tagesthema vom 27. Februar 2021

Von Unkraut und Weizen

Andacht zum Sonntag Reminiszere ("Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit")

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Frühling wird es. So richtig können wir es noch gar nicht glauben. Aber es war schon verdammt warm. Die Tage sind länger hell. Überall sprießt es. Die Welt wird wieder bunter. Bunte Farben. Vogelgezwitscher ist zu hören. Überall erwacht das Leben. Man hat wieder Lust rauszugehen. Am Leben teilzuhaben. Wie schön.

Wenn die Sonnenstrahlen so durch die Fenster in unsere Wohnungen dringen, fällt auf einmal auf, wie viel Staub in der dunklen Jahreszeit liegengeblieben ist. Und die Fenster… die könnte ja auch mal wieder jemand putzen. Es ist Zeit zum Frühjahrsputz. Zeit, die Fenster aufzureißen, ja… sie auch zu putzen, und all das, was draußen gerade passiert an Farben und Leben, auch hereinzuholen. Hereinzulassen.

Mitten in dieser Jahreszeit ist im Kirchenjahr die Passionszeit dran. Wir erinnern uns an den Weg von Jesus, der ihn nach Jerusalem führte und schließlich ans Kreuz auf Golgatha. Es wird der Weg sein, der Jesus nach Ostern führt, ins ewige Leben.

Viele Menschen nutzen diese sieben Wochen vor Ostern, um sich auf das große Fest des Lebens vorzubereiten. Sie begehen diese Zeit bewusst. Sieben Wochen ohne. Sie verzichten auf liebgewonnene Gewohnheiten, um wieder neu zu hören. Sie hören mit etwas auf, um wach zu werden für das, was ihnen wichtig ist, wach zu werden für Gott. Wach zu werden für sich selbst. Es ist Zeit zum Frühjahrsputz. Zeit die Fenster aufzureißen und… genau hinzuschauen.

Was kann ich dabei alles entdecken? Wenn ich in mich höre? In mich gehe? Finde ich da kleine Krokusse? Lila und weiß? Oder finde ich staubige Ecken – grau in grau?

Beides wird der Fall sein.

So sind wir.Voller Unkraut – und voller Weizen.
Am liebsten würden wir das Unkraut alles aus uns herausreißen. Damit es nur noch das eine in uns gibt. Das Gute. Den Weizen.
Damit wir Gott gefallen. Damit wir uns selbst gefallen.

Gott ist da behutsamer mit uns. Geduldiger.
Mensch, so bist Du. Voller Unkraut – und voller Weizen. Das musst Du mir nicht erzählen. Ich sehe das. Ich weiß das. Ich kenne Dich.

So bist Du.

Deshalb sei vorsichtig, wenn Du das Unkraut aus Dir herausreißen willst. Pass auf, dass Du Dich nicht vor lauter Eifer ganz entwurzelst.
Es wird der Tag kommen, da werde ich Dich vom Unkraut erlösen.

Lass das getrost meine Sorge sein!

Amen.

Jakob Kampermann
Bild: canva.com

Der Bibeltext

Jesus gab den Leuten, die ihm zuhörten, ein Gleichnis zum Nachdenken: „Ein Mensch säte guten Samen auf seinen Acker. Als die Menschen schliefen, kam aber ihr Feind und säte Unkraut mitten in den Weizen und machte sich davon.

Als aber die Saat wuchs und Frucht trug, da kam auch das Unkraut hervor. Da gingen die Knechte zu ihrem Herrn und fragten: ‚Herr, hast Du nicht guten Samen in deinen Acker gesät? Woher kommt nun das Unkraut?‘

Der aber sagte zu ihnen: ‚Eine Person, die uns schaden will, hat das getan.‘ Die Knechte erwiderten: ‚Willst du jetzt, dass wir hingehen und das Unkraut einsammeln?‘

Da antwortete der Herr: ‚Nein, damit ihr nicht beim Sammeln des Unkrauts gleichzeitig auch den Weizen ausreißt. Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte. Und zur Zeit der Ernte werde ich den Erntearbeitern sagen: „Sammelt zuerst das Unkraut und bündelt es, um es zu verbrennen. Den Weizen aber bringt in meine Scheune.“‘“

Matthäus 13
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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Der Autor

Jakob Kampermann. Bild: Jens Schulze/EMA