"Wo Du hingehst, da will ich auch hingehen"
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Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und Dein Gott ist mein Gott.
Dieser Spruch wird häufig von Paaren bei der kirchlichen Trauung gewählt. Dabei wissen die meisten Paare gar nicht, dass es bei diesem Versprechen im Buch Ruth nicht um eine Vereinbarung zwischen einem Mann und einer Frau geht, sondern um ein Gelöbnis unter Frauen. Die Witwe Ruth gelobt das ihrer ebenfalls verwitweten Schwiegermutter Noomi. Ruth möchte ihrer Schwiegermutter auch in schwierigen Situation beistehen und ihr treu bleiben.
Das ist bemerkenswert, zumal Schwiegermütter und Schwiegertöchter oft miteinander konkurrieren. In dieser Konstellation steckt auch in heutigen Zeiten viel Zündstoff.
Anders bei Ruth und Noomi. Die beiden Frauen halten trotz unterschiedlicher Herkunft und trotz aller Gegensätze auch in schweren Zeiten zusammen. Diese Frauensolidarität ist ein Vorbild für alle Menschen, egal welchen Geschlechts.
Frauen spielen in der Bibel meistens eine untergeordnete Rolle. Aber da wo von ihnen berichtet wird, da glänzen sie. Als die Kundschafter nach dem Exodus aus Ägypten das Land Israel erkunden wollten, werden sie von der Prostituierten Rahab beschützt (Jos 2). Und als die Witwe Tamar gesteinigt werden sollte, weil sie sich in ihrer Not prostituiert hatte, entlarvt sie ihren Schwiegervater Juda als ungerecht, so dass er zugeben musste: Diese ist gerechter als ich (Gen 38).
So ist es oft im Leben: Männer führen Kriege und Frauen leisten die Aufräumarbeit. Männer fahren den Karren in den Dreck und Frauen ziehen ihn wieder heraus. Da stellt sich die Frage: Warum ist Gott eigentlich als der Mann Jesus Mensch geworden? Warum nicht als Frau? So oft tun Frauen der Welt gut und viel zu selten werden ihre Leistungen angemessen gewürdigt. Ich glaube, Gott wollte mit Jesus den Männern zeigen: Schaut her Männer - ihr könnt das auch: solidarisch, zärtlich, treu und liebend sein - ein Leben lang, bis zum letzten Atemzug!
In diesen Tagen berichten die Medien immer wieder, wie schwer es der neue Präsident in den USA haben wird, das tief gespaltene Land wieder zu vereinen. Dabei müssen wir gar nicht nach Amerika schielen, denn auch in unserem Land gibt es inzwischen tiefe Risse. Solidarisch sein – trotz unterschiedlicher Herkunft, Auffassungen und Einstellungen – das sollten und müssen wir schnellstens von den Frauen Noomi und Ruth lernen.
Amen.