Lachen gegen die Angst
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Andacht zum 4. Advent
Liebe digitale Gemeinde,
wer wirklich wissen will, was Lachen, was Fröhlichsein heißt, muss einfach nur mal Kindern im Schnee zugucken. Vielleicht wird es diesmal vielleicht sogar nicht nur sehr „Stille Nacht“, sondern auch „Weiße Weihnacht“: Dick eingemummelt in einen Skianzug springt da einer in den Schnee. Macht auf dem Rücken liegend einen Schmetterling, formt Schneebälle. Springt dann plötzlich auf, rennt wie ein Hase so schnell es geht über die knirschende Decke und fällt fast hin, als er sich in eine scharfe Kurve legt und den Schnee aufwirbelt. Und wieder und wieder muss er sich bewegen, springen, hin- und herrennen. Sich völlig außer Atem in den nächsten Scheehaufen fallen lassen. Und er könnte auf die Frage „Wie geht es dir?“ so wie Pelle in dem Buch „Ferien auf Saltkrokan“ antworten: „Ich hab so ein Gerenne in den Beinen.“
Genau so ein Gerenne in den Beinen hat in der Geschichte, die an diesem Wochenende in vielen Kirchen wohl vorgelesen werden wird, Johannes, der Sohn von Elisabeth: Als er die Stimme Marias hört, hüpft er in ihrem Bauch auf und ab. Er ist einfach nur fröhlich und strampelt mit den Beinen. Und wir wissen es alle: Sowas ist ansteckend. Maria holt tief Luft, lacht bestimmt erst einmal, als sie hört, wie es in Elisabeths Bauch zappelt, und dann singt sie ein Freudenlied. Einfach so. Wie ein Kindergartenkind einfach drauflossingt. Ohne Angst, die Töne nicht richtig zu treffen oder den Text zu vergessen.
Sie singt es keinem vor, sie singt es für sich, vielleicht gegen die Angst vor der ungewissen Zukunft als ledige minderjährige Schwangere. Und zum Glück hat es jemand gehört und aufgeschrieben, was Maria damals gesungen hat. Das „Lied der Maria“ ist dann später sehr oft vertont worden. Im Gesangbuch gibt es sogar drei Lieder zu diesem Lach- und Freudentext, zum Mitsingen und Mitlachen.
Lachen, Freude – zu Weihnachten 2020? Ja! Vielleicht gerade, weil dieses Jahr vieles eher zum Heulen ist. Lachen gegen den Schrecken, gegen die Einsamkeit, gegen die Angst.
Paulus sieht das genauso. Den Wochenspruch (Philipper 4, 4) haben einige vielleicht im Ohr:
Freut euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freut euch!
Übrigens: Das kleine Wörtchen „abermals“ (griechisch palin) kann man auch anders übersetzen: „dagegen“ oder „entgegengesetzt“. Vielleicht passt das dieses Jahr sogar viel besser: Ein Lachen gegen die Dunkelheit, gegen die Hoffnungslosigkeit. Ein Kinderlachen für uns – zu Weihnachten.
Amen.
Pastor Matthias Bochow