Macht hoch die Tür!
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Andacht zum ersten Advent
„Hier müsste man wirklich dringend mal wieder aufräumen.“, denke ich, als ich durch meine Wohnung gehe. Aufräumen – das ist etwas, was man macht, bevor Besuch kommt. Dann wird zuerst der Flur von allem Plunder befreit, der sich dort nach und nach aus mehr oder weniger achtlos hingeworfenen Schals und Schuhen, Kleingeld und Einkaufstaschen angesammelt hat.
Im Wohnzimmer werden die Sofakissen gerichtet, Regale werden abgestaubt. In der Küche wird es erstmal chaotischer. Die Luft füllt sich mit dem Duft von frischem Kaffee und Kuchen.
Dann schließlich glänzt sogar der Fußboden. Und siehe – da kommen sie auch schon.
Nun – in diesen Zeiten hat das Konzept einen großen Haken. Denn: Besuch hatte ich schon lange keinen mehr. Und so sammeln sich hier und da kleine Ablagestapel, die dort eigentlich nicht hingehören. Die Fenster sind trüb geworden. Das gute Geschirr steht arbeitslos ganz hinten im Schrank. Die Weingläser auf dem Regal sind eingestaubt.
Doch siehe – ein Besuch hat sich doch angekündigt. „Siehe, dein König kommt zu Dir!“ – so verspricht es schon der Prophet Sacharja. Damals wie heute. In Jahren von Frieden und Wohlstand genauso wie in Zeiten von Krieg, Pest und Cholera. Ja, gerade dann. Denn er kommt ja nicht, um in überfüllten Straßen Glühwein zu trinken, mit der ganzen Familie Plätzchen zu essen oder unterm schön geschmückten Baum Geschenke abzugreifen. Sondern um uns zu retten. Ob nun also fünf oder zehn Personen zusammenkommen dürfen, ja, selbst wenn niemand käme – er kommt ganz gewiss. Ins aufgeräumte Vorstadtviertel genauso wie in die zugige Ecke draußen am Bahnhofsvorplatz. Und ganz sicher auch in mein Chaos.
„Nächstes Jahr wird alles anders.“ Das habe ich oft gehört, oft selbst gesagt. Wenn die Adventszeit mal wieder wie im Flug vorbeigerauscht ist. Dieses Jahr ist vieles anders. Doch das, worauf es ankommt, bleibt. Also: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit! Lasset die Vorbereitungen beginnen.
Und so beginne ich damit, aufzuräumen. Ich mache Platz. Für den Adventskranz auf dem Wohnzimmertisch. Für ausgiebig Zeit, die erste Kerze anzuzünden. Platz auf dem Schreibtisch für Weihnachtskarten. Und Raum dafür, sie auch zu schreiben. Ich räume auch in mir selbst auf. Mache Platz für Hoffnung. Platz für den, der da kommt. Platz für seinen Frieden.
Amen.