Vom Warten auf das Reich Gottes... und von Gelassenheit
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Andacht zum Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres
Das Ende der Welt, der Jüngste Tag gehören nicht zu den populären Themen unserer Predigten.
Vor 2000 Jahren war das noch ganz anders. Und auch da ging es schon um das Problem, dass der Jüngste Tag einfach nicht passierte.
Kommt er noch? Wie lange müssen wir noch warten? Bis der Tag kommt, an dem das Reich Gottes anfängt? Und Gott sein wird alles in allem?
Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt ...
Auch in meinem Predigen ist der Jüngste Tag nicht ständig Thema. Gleichwohl ich ein Weltgericht, in dem alle Verhältnisse zurechtgerückt werden, für aussichtsreich halte.
Ich lese in der Bibel immer wieder, dass das Ende der Welt kommt. Dass danach noch was kommt. Und dass diese Erwartung die Aktualität ändert.
Maßstäbe ändern sich. Wichtigkeiten verschieben sich. Das hat Auswirkungen auf das Hier und Jetzt.
"Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt", schreibt Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki. Einzelne Ereignisse verändern alles.
Ich habe einen Freund. Den habe ich sehr gerne. Er ist ohnehin ein feiner Kerl. Aber unterschwellig läuft immer bei ihm mit, dass es auch schlimmer sein könnte. Und das macht ihn furchtbar gelassen.
Es ist geradezu erstaunlich, in welchen Situationen er gelassen bleibt. Ich vermute, das liegt daran, dass er schon den künstlichen Darmausgang seiner Großmutter erlebt hat. Dass sein Vater sich das Leben genommen hat. Er ist deshalb mit jungen Jahren in das Management seiner Familie eingetreten. Seine erste Ehe wurde geschieden.
Er hat schon einiges mitgemacht. Und das wirkt sich aus auf das, was man aktuell mit ihm erlebt. Vieles erschreckt ihn nicht, weil er schon andere Schrecken kennengelernt hat.
Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut. Und schon muss man nicht mehr warten auf das Reich Gottes.
Amen.
Jakob Kampermann