Startseite Archiv Tagesthema vom 18. Oktober 2020

Wer hält den Drachen?

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Andacht zum 19. Sonntag nach Trinitatis

Der Sommer ist zu Ende. Jetzt wird es Herbst. Nachts hat es schon gefroren. Die Bäume werden bunt. Das Wetter wird ruppig. Auch wenn man nicht an der Küste wohnt, ist jetzt die Zeit zum Drachensteigenlassen...

Um einen Drachen hochzukriegen, braucht man am besten mehrere. Einen, der den Drachen in den Wind hält, und einen, der in dem Moment, wenn der erste loslässt, Zug und Spannung in die Schnüre bringt.

Das kenne ich nicht nur vom Drachen. Das ist ganz oft so: Wenn etwas steigen soll, etwas gelingen soll, schaffe ich das nicht alleine. Da braucht es ein Zusammenspielen von Mehreren, die im entscheidenden Moment das richtige tun.

Dann ist da der Wind, der den Drachen oben hält und tanzen lässt. Ganz ganz entscheidend und wichtig. Was gibt mir Auftrieb im Leben? Was gibt mir Schwung und lässt mich tanzen?

Aber ohne die Schnüre, mit denen der Drachen gehalten ist, würde er wegfliegen. Ausgeliefert. Ohne Kontrolle...

Manchmal setzt der Wind plötzlich aus. Oder er ändert die Richtung. Auf einmal taumelt der Drachen oder stürzt sogar ab.

Bei einem Drachen kann ich mich ärgern, oder das sportlich sehen. Aber wenn mir das im Leben passiert, wird es richtig gefährlich. Wer hält da die Schnüre in der Hand? Wer kann das so geschickt, dass ich nicht mit voller Wucht aufschlage?

In Psalm 73 heißt es:

Du hältst mich fest bei der Hand.

Wenn ich so gehalten bin, brauche ich nichts anderes,

nichts im Himmel oder auf der Erde.

Gott, Du bist in allem mein Halt und mein Trost.

Amen.

Jakob Kampermann
Drachen steigenlassen. Bild: Pexels

Der Bibeltext

Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind. Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen; mein Tritt wäre beinahe geglitten. Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen, da ich sah, dass es den Frevlern so gut ging. Denn für sie gibt es keine Qualen, gesund und feist ist ihr Leib. Sie sind nicht in Mühsal wie sonst die Leute und werden nicht wie andere Menschen geplagt. Darum prangen sie in Hoffart und hüllen sich in Frevel. Sie brüsten sich wie ein fetter Wanst, sie tun, was ihnen einfällt. Sie höhnen und reden böse, sie reden und lästern hoch her. Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein; was sie sagen, das soll gelten auf Erden. Darum läuft ihnen der Pöbel zu und schlürft ihr Wasser in vollen Zügen. Sie sprechen: Wie sollte Gott es wissen? Wie sollte der Höchste etwas merken? Siehe, das sind die Frevler; die sind glücklich für immer und werden reich. Soll es denn umsonst sein, dass ich mein Herz rein hielt und meine Hände in Unschuld wasche? Ich bin täglich geplagt, und meine Züchtigung ist alle Morgen da. Hätte ich gedacht: Ich will reden wie sie, siehe, dann hätte ich das Geschlecht deiner Kinder verraten. So sann ich nach, ob ich's begreifen könnte, aber es war mir zu schwer, bis ich ging in das Heiligtum Gottes und merkte auf ihr Ende. Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Grund und stürzest sie zu Boden. Wie ein Traum verschmäht wird, wenn man erwacht, so verschmähst du, Herr, ihr Bild, wenn du dich erhebst. Als es mir wehe tat im Herzen und mich stach in meinen Nieren, da war ich ein Narr und wusste nichts, ich war wie ein Tier vor dir. Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen; du bringst um alle, die dir die Treue brechen. Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.

Psalm 73
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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Der Autor

Jakob Kampermann