Eine ,Corona-Komponente' obendrauf
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"Die Not wird noch zunehmen"
Schwarz und neu glänzt er auf seinem Beton-Sockel in der Sonne – ein Wassertank, der 1.500 Liter fasst und das Haus daneben tagelang versorgt. „Sauberes Wasser ist für die Hygiene natürlich elementar“, sagt Thomas Beckmann von der Diakonie Katastrophenhilfe, die einigen Familien auf Haiti solche Tanks zur Verfügung gestellt hat. Haiti wird immer wieder von Hurrikanen verwüstet, Überschwemmungen verunreinigen das Trinkwasser. Krankheiten wie Cholera können sich schnell ausbreiten – und nun auch noch Corona.
Thomas Beckmann, der in Berlin im Homeoffice arbeitet, erhält von überall auf der Welt ähnliche Meldungen: „Zu den ohnehin vorhandenen Problemen wie Naturkatstrophen, Hungersnöten und Kriegen kommt jetzt noch die Bedrohung durch Corona obendrauf.“
Während in europäischen Ländern über Lockerungen der Corona-Maßnahmen debattiert wird, wird die Not in anderen Ländern noch zunehmen, so die Befürchtung der Diakonie Katastrophenhilfe. Denn Arbeit im informellen Sektor als Verkäufer, Schuhputzer oder Tagelöhner ohne Arbeitsvertrag und soziale Absicherung, fällt durch Ausgangssperren weg; auch Felder zu bestellen oder zu ernten ist dadurch nicht möglich. Schulen bleiben geschlossen – damit verlieren viele Kinder oft ihre einzige Mahlzeit am Tag.
Die Diakonie Katastrophenhilfe hat ihre Hilfe daran angepasst. Sie ist ohnehin schon durch die lokalen Partner an den Orten, wo Menschen Not leiden. „Die Mitarbeiter*innen unserer Auslandsbüros und Partnerorganisationen unterliegen natürlich auch den Corona-Beschränkungen der jeweiligen Länder – unsere Hilfe kann aber so weitergehen, da wir nicht davon abhängig sind, aus Deutschland in die Länder zu reisen“, so Beckmann. „Wir schauen jetzt, was noch zusätzlich zu den laufenden Projekten nötig ist.“
In Indien etwa sind tausende Wanderarbeiter auf dem Weg in ihre Heimatorte, weil es in den Städten keine Arbeit mehr gibt. Dort verteilt die Diakonie Katastrophenhilfe Lebensmittelpakete, damit sie die Reise durchstehen. Zusätzlich gibt es Aufklärungskampagnen über Plakate, welche Bedrohung Corona ist und wie man sich schützen kann. In Kolumbien bringen Mitarbeiter*innen Essen direkt zu den Kindern, die ihr Tageszentrum nicht mehr besuchen können. Im Kongo werden Fernseh- und Radiospots ausgestrahlt, die über die Bedeutung von Hände waschen und Abstand halten informieren; mit Schüler*innen wird Hygiene an Handwasch-Stationen geübt. In Süd- und Osteuropa werden Desinfektionsmittel an Altenheime verteilt und Medikamente an Geflüchtete in Griechenland.
„Wir fürchten, dass all die Probleme und Konflikte, die es schon vor Corona gab, nun in den Hintergrund treten. Doch Kriege gehen weiter, Heuschreckenplagen zerstören weiter Ernten und Überflutungen verschärfen den Hunger“, so Beckmann. „Bisher haben wir glücklicherweise keinen Rückgang der Spendenbereitschaft bemerkt. Wir hoffen, dass das so bleibt und die Menschen merken, dass dies wirklich eine globale Krise ist, die man nur mit weltweiter Solidarität durchstehen kann.“
Christine Warnecke