"Ohne mich könnt ihr nichts tun."
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Andacht am Sonntag Jubilate
Bei unseren Abendmahlsfeiern ist es üblich dass sich am Ende alle, die um den Altar stehen, noch einmal die Hände reichen. Der Pastor sagt dann etwas Frommes dazu, einen Vers aus der Bibel. Einen Segensspruch. Alle drücken sich die Hände.
Derzeit geht das sowieso nicht.
Ich habe das immer wieder gerne gemacht. Und dann etwas zu sagen, was zu einzelnen Menschen in der Runde passt. Deren Taufspruch. Deren Konfirmationsspruch. Deren Ehespruch. Das ist ganz dicht.
"Christus spricht: Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, bringt viel Frucht." Das habe ich oft zitiert. Aber der Vers geht noch weiter. Auch das habe ich gerne gesagt.
"Ohne mich könnt ihr nichts tun." Und das habe ich vor allem dann gern getan, wenn eine alte Frau aus der Gemeinde in dem Kreis stand. Die hat auch darauf reagiert. Dann gelächelt oder genickt. Ich wusste, dass ihr dieser Teil wichtig ist. Dass wir ohne Jesus nichts tun können. Das entspricht ihrem Glauben. Meinem auch? Deinem auch?
Dieser Teil gibt dem Vers plötzlich ganz viel Geschwindigkeit. Der erste Teil klingt nach Zuversicht und Kraftquelle. Das ist alles gut. Und richtig. Und dann ist der Vers über die Bedeutung meines Gottes auf einmal so relevant!
Eine Begegnung vor dem REWE in Limmer vor einem Jahr. Ich komme gerade vom Arzt und habe noch Zeit, bis ich meine Frau in der Schwanenburg zum Essen treffe. Ich setze mich schon mal auf den Freisitz in die Sonne. Ein Mann, der eben noch sein Fahrrad oben abgeschlossen hatte und mir den Weg zum Fahrstuhl gewiesen hatte, setzt sich zu mir.
Vielleicht weil ich als Rollstuhlfahrer offensichtlich behindert bin, erzählt er mir dann von seiner Sehbehinderung und einer chronischen Erkrankung. Schon lange hat er die. Er kann von leidvollen und anstrengenden Phasen erzählen. Humor würde ihm helfen, sagt er. Und sein Glaube.
„Jesus Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Doch, eine ganze Menge können wir tun. Auch ohne Christus, auch ohne den Weinstock und uns als Reben. Aber es gibt Situationen, in denen dieser Weinstock tatsächlich hilft.
Seelsorgerinnen können davon erzählen. Unsere Kirchen sind immer wieder erstaunlich voll, wenn Katastrophen und Unglücke passieren. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ wird dann zu einem „Mit mir könnt ihr sogar das: Entsetzen und Traurigkeit aushalten“.
Pastor Jakob Kampermann