Startseite Archiv Tagesthema vom 28. März 2020

Social distancing gilt nicht für Gott

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Andacht zum Sonntag Judika

Wir gehen auf Karfreitag zu. Auf vielen Altären steht eine Darstellung von Jesus am Kreuz.

Nächste Woche ist Palmsonntag. Wir lesen wieder die Erzählung von Jesus, der nach Jerusalem kommt. Wie die Leute an der Straße stehen und ihm entgegenschreien, dass sie so viel von ihm erwarten: Hosianna! Erbarme dich und hilf uns...

Menschenmassen sind auf den Beinen. Ein Kontrast zu den Ereignissen der folgenden Woche. Als Jesus gefangen genommen wird, laufen seine Freunde weg. Am Kreuz stirbt Jesus dann alleine – von Gott und aller Welt verlassen. Draußen auf dem Hügel vor der Stadt.

Der Hebräerbrief deutet das, was Jesus am Kreuz passiert ist, als ein Opfer, als das Opfer. Nicht nur, weil Jesus der römischen Justiz zum Opfer gefallen ist. Gott solidarisiert sich in Jesus mit allen Opfern. Der Hebräerbrief beschreibt den Tod von Jesus auch im religiösen Sinne als Opfer: Nach diesem Tod sind keine weiteren Opfer mehr nötig. Kein Tempelkult mit Schlacht- und Brandopfern. Keine Opfer, damit Mensch und Gott versöhnt miteinander leben können. Das können sie – durch den Tod am Kreuz.

Das Corona-Virus breitet sich mit rasender Geschwindigkeit auf allen Erdteilen aus. Der mächtigste Gegner: die Zeit. 

Gegen Covid-19 gibt es keine Impfung und kein Heilmittel.

Extremer geht es kaum. Zu sehr ist unser Alltag eingeschränkt. Und auch das, was die Stärke unserer Kirche ist. Vor ein paar Tagen hatte der Papst noch seinen Priestern in Italien angesagt, zu den Erkrankten zu gehen, berichtet die FAZ. Jetzt hat die katholische Kirche diverse Erkrankungen in den Reihen der Priester zu verzeichnen.

Die Zahl der Erkrankten, der Opfer, ist schon groß genug. Weltweit. Das sollten wir im Blick behalten. Das Rausgehen passiert also anders als physisch. Damit es nicht noch mehr Opfer werden. Es ist genug. Social distancing gilt für alle. Aber für Gott nicht. 

Rausgehen zu den Opfern. Nicht damit sie und wir eine Zukunft haben, sondern weil wir und sie eine Zukunft haben. Eine Zukunft, die wie unsere Gegenwart in Gott geborgen ist.

Amen.

Jakob Kampermann
Symbolbild. Bild: truthseeker08/pixabay.com

Der Bibeltext

Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.

So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Hebräer 13, 12-14
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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Der Autor

Pastor Jakob Kampermann