Ich will dir folgen, wohin du gehst
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Andacht zum Sonntag Okuli
Ich schaue in den Spiegel und sehe meine beginnenden Falten. Haare werden grau. Bin ich das? Ich hole ein Fotoalbum heraus. Fröhliche Party’s in Studentenzeiten. Ein Händedruck zum Abitur. Ein alter Zeitungsartikel auf dessen Foto ich mich ganz hinten entdecke. Ich bin ein Kind… Eine abgeschnittene Haarlocke und verblassende Fotos darunter. Wehmut kommt auf. Ach der Kinder unbeschwerte Spiele…
Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Ich hole meinen Kalender hervor. Blättere nach vorne. Termine. Ungeborene Begegnungen mit Menschen. Veranstaltungen für die noch Einiges zu tun ist. Meine Zukunft mit einer Genauigkeit durchgeplant, als ob es ohne Vorhaben kein Leben geben würde. Bin ich das? Derjenige der mich am Leben erhält? Neben dem Kalender liegt eine Todesanzeige. Irgendwann wird mein Name auf einem solchen Stück Papier stehen. Und was ist dann gewesen? Ich trinke einen Schluck Kaffee und werde nervös.
Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!
Wohin denn? Ich öffne das Browserfenster meines Computers. Mir schwappen die Angst vor dem Coronavirus und das Versagen unserer Mitmenschlichkeit an der Europäischen Grenze entgegen. Haltlos und Heimatlos treiben wir auf unserem blauen Raumschiff dahin. Tue ich das Richtige?
Und Jesus sprach zu einem andern: Folge mir nach!
Ja, ich müsste wohl ein anderer werden! Jemand der sich nicht auf sich selbst und diese Welt verlässt. Jemand der seine Heimat in Materialismus und Zeitlichkeit aufgibt. Jemand der sich leiten lässt: Von den Verheißungen der Bibel. Von Vertrauen, Hoffnung und Liebe. Sollte das so schwer sein? Aufzustehen und zu tun, was zu tun ist?
Und ich sprach zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst.
Amen.
Pastor Christian Plitzko