Glaube funktioniert nicht. Glaube wirkt.
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Andacht zum Sonntag Invocavit
Der Mann, der vor mir sitzt, ist von einem Schlaganfall gezeichnet. Ein paarmal sagt er in unserm Gespräch „Ich will ja nicht klagen“. Aber dann tut er es doch.
So alt wollte ich gar nicht werden.
So wollte ich nicht alt werden.
Warum lässt Gott das zu?
Man sagt doch immer, Gott kann alles. Warum lässt er dann all das Unglück zu? Und das mit Hitler?
Und warum muss ich so krank sein? Das ist doch kein lieber Gott…
Warum?
Wenn es Gott gibt, warum kann man das so oft nicht merken?
Glaube funktioniert nicht so einfach. Glaube funktioniert nicht.
Einer, der diese Glaubenserfahrung durchdekliniert, ist Jesus Christus. Jesus zieht sich zurück. Er geht in die Wüste. Er meditiert, sucht seine Mitte. Er betet und fastet. Er konzentriert sich auf sich selbst und seinen weiteren Weg. Entzieht sich anderen Menschen, ihren Ideen und Stimmen. Und plötzlich hört er eine neue Stimme. Und der Versucher trat zu ihm und sprach ihn an. Der Teufel tritt auf den Plan. Der Diabolos, der Durcheinanderwerfer. Er versucht, Jesus durcheinanderzuwirbeln. Und er trifft ihn im Kern. Mit drei Versuchungen.
Jesus will Gott nicht versuchen.
»Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« hält er dem Teufel entgegen.
Alles Bitten, alles Beten steht unter der Voraussetzung: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Gott herauszufordern ist ein teuflisches Spiel. Jesus glaubt anders, Jesus lebt anders: Nicht wie ich will, sondern wie du willst… betet Jesus im Garten Getsemaneh. In den kommenden Wochen werden wir wieder davon hören, wie Jesus diesen Weg bis ans Kreuz gegangen ist.
»Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« Es gibt nur diesen einen Gott. Vater unser. Und sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. Schon immer und für immer.
Da verließ ihn der Teufel.
Glaube funktioniert nicht. Glaube wirkt. Dann, wenn alles durcheinander ist. Wenn der Durcheinanderwerfer sich meldet und uns in Frage stellt: Wer bist Du? Ein Kind Gottes?
Das nagt an uns. Und spielt mit unseren Sehnsüchten. Nach Lösungen. Nach Gottes Liebe. Nach Anerkennung, vielleicht Macht.
Jesus kennt das. Wir beten es mit seinen Worten: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Glaube ist die Kraft, die uns hindurchträgt durch das Durcheinander. Glaube schützt uns nicht vor dem Durcheinander, aber in dem Durcheinander. So gehalten und gestärkt können wir dem Durcheinderwerfer direkt in die Augen gucken und sagen: Weg mit Dir!
Amen.