Startseite Archiv Tagesthema vom 16. Februar 2020

Die Schlange

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Andacht zum Sonntag Estomihi

Die Schlange. Nicht unbedingt ein Lieblingstier. Die Schlange ist zum Symboltier des Bösen geworden. Die alte Erzählung in Genesis 3 von Adam, Eva und der Schlange versucht zu erklären, warum in der Welt nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Praktisch erfährt das jede*r: Wir leben nicht in paradiesischen Zuständen. Tagtäglich gibt es Herausforderungen. Irgendwo steckt immer eine Schlange!

Ständige Herausforderungen kennen besonders unsere Schwestern und Brüder in evangelischen Diasporagemeinden im Ausland. Als Minderheit seinen Glauben zu leben ist nicht immer leicht. Oft fehlt es an Netzwerken, Strukturen und Geld für notwendige Arbeiten. Ja, oft fehlt es sogar einfach an einem warmen Raum zum Feiern der Gottesdienste! „Dornen und Disteln soll er dir tragen … Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen…“ (Gen. 3,18f). Unsere weltweiten Kontakte zu Diasporagemeinden zeigen: Nicht alle Christ*innen können ihren Glauben in guten Umständen leben.

„Und Gott der HERR rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist Du?“ (Gen 3,9). Die Versuchungsgeschichte verdeutlicht, dass unser Handeln nicht folgenlos bleibt. „Alles, was ich tue, hat Konsequenzen …“, sagt die Schlange im Bibliog von Ulrich Noetzel und erkennt, dass auch sie die Ihren tragen muss. Ganz anders als in der überlieferten Erzählung hätte sich die Schlange als Reaktion von Adam und Eva gewünscht: „Dass sie zu ihren Taten stehen… Aber die Schneeflocken haben einfach nur die Verantwortung weitergereicht.“

Wo übernehmen wir Verantwortung? Der Evangelische Bund, das Gustav-Adolf-Werk und der Martin-Luther-Bund tun dies für die Diasporaarbeit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und unterhalten weltweit Kontakte zu evangelischen Minderheitsgemeinden. Diasporaarbeit bedeutet: Verantwortung übernehmen für die weltweite Gemeinschaft der Christen. Wenn wir Verantwortung übernehmen, ist das Böse, sind die „Schlangen des Lebens“, nicht weg, doch wir stehen als Glaubensgeschwister solidarisch zueinander mit Wort und Tat und antworten: Ja, hier sind wir! Was in unserer Kraft steht, wollen wir tun, um Euch zu helfen. Denn allen Christen und Christinnen weltweit wünschen wir die Erfahrung des Psalmbeters: „Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln“. (Psalm 91,4, Psalm zum Sonntag Invokavit). 

Tina Meyn ist Pastorin der Laurentiusgemeinde Schwarmstedt und Vorsitzende des Evangelischen Bundes Hannover

Der Bibeltext

Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!

Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.

Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN zwischen den Bäumen im Garten. Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Da sprach Adam: Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß.

Da sprach Gott der HERR zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog mich, sodass ich aß. Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären.

Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein. Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist. Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.

Genesis 3, 1-19
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Bild: Wiebke Ostermeier/lichtemomente.net

Die Autorin