Epiphanias-Empfang: Demokratie, Klimaschutz und ein Abschied
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Beim 70. Epiphanias-Empfang der Landeskirche im Kloster Loccum haben Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Landesbischof Ralf Meister zu einem klaren Eintreten für die demokratische Gesellschaft aufgerufen.
Weil rief die Bürgerinnen und Bürger zu einem klaren Bekenntnis für eine freie, tolerante und respektvolle Gesellschaft auf. "Es gibt keine Demokratie ohne Demokraten", sagte er. "Ein lauwarmes Verhalten ist nicht mehr ausreichend, davon bin überzeugt." Die Demokratie müsse wesentlich konsequenter verteidigt werden als in der Vergangenheit. "Beleidigungen und Bedrohungen gegenüber Bürgermeistern und Journalisten sowie Angriffe auf Synagogen, Moscheen und ihre Gläubigen sind eben mittlerweile keine seltenen Ausnahmen mehr."
Landesbischof Ralf Meister sagte vor rund 130 Gästen aus Landespolitik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, für ein friedliches Zusammenleben würden engagierte und leidenschaftliche Botschafter gebraucht: "Menschen, die mit dem Bösen rechnen und darauf antworten können. Nicht in der Spirale der Gewalt, sondern auf dem Weg des Friedens." Dies gelte besonders auch im Kleinen für die Nachbarschaft, den Stadtteil und die Dorfgemeinschaft.
Außerdem warnte er vor einem riskanten Nationalismus. Polarisierungen sowie nationale Alleingänge, die die Wahrheit ignorierten und Fakes zu Fakten erklärten, führten fast zwangsläufig zu tiefen gesellschaftlichen Spaltungen.
Meister und Weil würdigten das Engagement der "Fridays for Future"-Bewegung für den Klimaschutz. Meister sagte, die Demonstrationen kämen ihm vor wie "ein weltweiter kollektiver Aufschrei". Die Ungeduld der jungen Generation führe zu Kreativität, Ermutigung und Hoffnung und gleichzeitig zur Ernüchterung und Enttäuschung. "Aber wir gehen zusammen, weil wir die Hoffnung nicht aufgeben und zuversichtlich für eine andere Welt handeln wollen."
Weil sagte, niemand müsse auf die verheerenden Buschbrände in Australien verweisen, um den Klimawandel zu belegen: "Die zerstörten Wälder im Harz und im Solling liegen vor unserer Haustür." Die Weltgemeinschaft und auch Deutschland hätten beim Klimaschutz bisher zu wenig getan. Wichtig sei jetzt eine Mischung von Einsicht in zwingenden Handlungsbedarf, Rücksicht auf besonders Betroffene und Konsequenz bei Veränderungen. Das Klimaschutzpaket der Bundesregierung halte er für einen guten Anfang, sagte Weil.
Niedersachsen wolle vorangehen und dies in den nächsten Monaten durch ein Maßnahmen-Programm konkretisieren, kündigte er an. Das Land werde aller Voraussicht nach das erste Bundesland sein, dass den Klimaschutz ausdrücklich als Staatsziel in seine Verfassung aufnehme. Deutschland werde künftig sehr viel erneuerbare Energien benötigen, damit werde Niedersachsen zum Energieland Nummer eins.
Seit 70 Jahren lädt die Landeskirche niedersächsische Repräsentant*innen aus Politik, Wirtschaft und Kultur zum Jahreswechsel zu einem Empfang in das mehr als 850 Jahre alte Zisterzienserkloster Loccum bei Nienburg ein. Wie schon in den beiden vergangenen Jahren war der Ablauf auch diesmal wieder leicht verändert: Das Refektorium, der ehemalige Speisesaal der Mönche mit seinen hohen gotischen Gewölben und wertvollen alten Büchern, ist wegen umfangreicher Umbauarbeiten noch nicht wieder zugänglich. Deshalb nahmen die Gäste in der Klosterkirche Platz, die extra hochgeheizt wurde.
Der ehemalige Landesbischof Hanns Lilje hatte 1950 nach seiner Wahl zum Loccumer Abt erstmals zum "Empfang zwischen den Jahren" gebeten. Lilje zu Ehren, der vor 43 Jahren am 6. Januar 1977 starb, wurde die Feier auf den Epiphaniastag (6. Januar) verlegt. Sie ist seitdem der erste offizielle politische Termin des neuen Jahres in Niedersachsen.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen