In der Vielfalt Gott feiern
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Zwei Menschen – zwei Generationen: Was erwarten sie vom Kirchentag in Dortmund?
Mit rund 2000 Veranstaltungen wird der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund jedem Geschmack etwas zu bieten haben. Wir begleiten den Liedermacher Fritz Baltruweit und den Blogger Christopher Schlicht auf den Kirchentag und haben sie vorab gefragt, welche Themen für sie wichtig sind und worauf sie sich am meisten freuen.
Wer Kirchentage selbst erlebt hat, der wird ahnen, worauf sich ein Liedermacher und Sänger wie Fritz Baltruweit am meisten freut. Es sind die offenen Singen. „Das sind immer meine absoluten Highlights“, sagt Baltruweit gegenüber der Evangelischen Zeitung.
„Ich kriege immer Gänsehaut, wenn ich erlebe, wie die riesigen Messehallen voller Menschen am Singen, Schwingen und Klingen sind.“ Dieses Gefühl von Gemeinschaft gehe ihm tief unter die Haut. „Das geht nicht allein, sondern nur mit allen zusammen“, so der Pastor, der Generationen mit seiner Musik geprägt hat und zum Urgestein der Kirchentage gehört. Rund 1000 Lieder stammen aus seiner Feder.
Zählt man die ökumenischen Kirchentage und die in der DDR mit, habe er 28 Kirchentage erlebt, sagt Baltruweit, der seit 2004 als Referent im Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik im Michaeliskloster Hildesheim arbeitet. Auch von diesem Kirchentag wünscht er sich einen starken gesellschaftspolitischen Impuls. „Es ist jetzt an der Zeit, dass wir den Klimaschutz ernsthaft anpacken“, sagt Baltruweit. „Es würde mich sehr freuen, wenn von diesem Kirchentag eine entsprechende Botschaft ausgeht.“
Für den 30-jährigen Christopher Schlicht sind der Rechtsradikalismus und das Zusammenleben mit Flüchtlingen die zentralen gesellschaftspolitischen Themen auf dem Kirchentag. Auch der Umgang mit „Fake News“, „gefälschten Informationen“ treibt ihn um. Schlicht ist Vikar in Gronau an der Leine, er bloggt für die Landeskirche Hannovers vom Kirchentag. Doch nicht nur auf Instagram wird man ihn unter „Wunschkind“ oder „Chris Schlicht“ antreffen. Der Vikar will sich auf eine Spurensuche begeben. „Ich suche nach neuen Gottesdienstformaten, die ich später mit meiner Gemeinde feiern kann. Ich verstehe mich als Sammler“, sagt er. Ihm selbst seien Gottesdienste lange Zeit fremd gewesen. „Erst in einem Rockgottesdienst habe ich verstanden, worum es in einem traditionellen Gottesdienst geht“, sagt er.
Sein erster Kirchentag liegt 14 Jahre zurück. 2005 hat er mit Jugendlichen aus seiner Heimatgemeinde Loccum Tee ausgeschenkt und die Kirchentagsbesucher in Hannover zum Verweilen eingeladen. Unter anderem sei ihm ein Gespräch mit einem Blinden in Erinnerung geblieben. „Wir haben über Kirchenräume gesprochen. Das war ein beeindruckendes Erlebnis.“
Schlicht interessiert sich auch für alles, was sich im Bereich Soziale Medien und Kirche tut. Auf dem Kirchentag werde es dazu einen breiten Austausch mit Gleichgesinnten geben, sagt Schlicht. „Wie können wir als Kirche auf die Gewohnheiten junger Menschen eingehen? Wie können wir ihre Ansprechparter werden, wenn sie traurig sind?“ Das seien drängende Fragen, für die Schlicht nach Antworten sucht. „Viele Kontakte beginnen im Privaten. Und da gibt es auch im Internet das ganze Spektrum an Verbindlichkeit. Es gibt Menschen, die kommen auf mich zu und wollen wissen, was ich als Vikar dazu sage.“ Das sei eine Form von Gemeinde.
Ähnlich wie der Liedermacher und Pastor Fritz Baltruweit freut sich auch der Vikar Christopher Schlicht auf das Gemeinschaftserlebnis Kirchentag. „Ich bin gespannt auf die Vielfalt. Und ich freue mich sehr darauf, mit allen zusammen Gott zu feiern.“
Evangelische Zeitung