Startseite Archiv Tagesthema vom 30. April 2019

Hinweise und Tipps zum Brandschutz

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„Am besten ist es, dafür zu sorgen, dass ein Brand gar nicht erst entsteht“, sagt Sicherheitsingenieur Thomas Fischer von der Evangelischen Fachstelle für Arbeits- und Gesundheitsschutz (EFAS).

„Brände entstehen häufig durch Defekte an elektrischen Anlagen“, erläutert Thomas Fischer. „Die Anlagen und elektrischen Geräte müssen regelmäßig von Fachleuten überprüft werden.“ Gerade auf Dachböden oder in Türmen gebe es „teilweise sehr veraltete oder nicht fachgerechte  Installationen“. Kabel würden zum Beispiel mit Klebeband isoliert oder elektrische Kontakte nicht regelgerecht verbunden. „Da kann es schnell zu Kurzschlüssen und Schwelbränden kommen.“

Auf Emporen stünden für die Organisten häufig alte Heizlüfter zur Verfügung, die mit alten Verlängerungskabeln angeschlossen seien. „Das kann aufgrund der hohen Leistungsaufnahme der Geräte  zu einem Brand führen.“

Die St.-Martini-Kirche in Holle (Kreis Hildesheim) wurde am 26.01.2007 durch ein Feuer stark beschädigt. Mehrere Feuerwehren waren im Einsatz. Bild: Michael Vollmer/epd-bild

Löschen: „Feuerlöscher sind auch in Kirchen vorgeschrieben“, betont der Sicherheitsingenieur. Sie sollten dort positioniert werden, wo beispielweise wegen Kerzen ein Brand ausbrechen könnte. Fischer: „In der Nähe des Altars, auf der Empore und an den Ausgängen ist das auf jeden Fall sinnvoll.“

Auch im Turmaufgang sollte ein Löscher bereitgestellt werden. Allerdings gehe es nicht darum, möglichst viele Geräte bereit zu halten: „Mit den Schaumlöschern soll nur ein Brand bekämpft werden, der gerade entsteht, kein großes Feuer.“ Die Anzahl von Feuerlöschern kann anhand einer Technischen Regel genauer ermittelt werden.

Wichtig: Die Feuerlöscher müssen alle zwei Jahre von einer Fachfirma überprüft werden. Der Termin könne auf Wiedervorlage gelegt werden. Es sei auch möglich, mit einer Firma einen Wartungsvertrag abzuschließen, so Fischer. „Ich war neulich in einer Kirche, da war der Feuerlöscher über zehn Jahre lang nicht geprüft worden ...“

Holzkreuz neben einem Feuerlöscher in der evangelisch-lutherischen Lamberti-Kirche in Aurich (Ostfriesland) am 18.07.2012. Bild: Norbert Neetz/epd-bild

Etwa bei den besonders gut besuchten Gottesdiensten zu Weihnachten oder Ostern müsse besonders darauf geachtet werden, dass die Wege zu den Ausgängen frei sind. „Dort dürfen auf keinen Fall zusätzliche Stühle oder Bänke hingestellt werden“, betont Fischer. Türen müssten freigehalten werden und als Fluchtweg offen sein. Da Türen in alten Kirchen oft nach innen aufgehen, könne es sinnvoll sein, an den Türen eingewiesene Mitarbeiter zu postieren, die die Türen öffnen, bevor sich dort flüchtende Besucher stauen.

Gottesdienstbesucher*innen in der Marktkirche Hannover (2012). Bild. Harald Koch/epd-bild

Rechtliche Vorgaben: Gemeinden müssen jedes Jahr eine Baubegehung in ihren Kirchen durchführen und Mängel kurzfristig beheben, sagt der landeskirchliche Baudirektor Werner Lemke. Alle vier Jahre ist ein so genannter „E-Check“ der elektrischen Anlagen fällig. Lemke: „Die Kirchengemeinde muss eine Fachfirma beauftragen, den E-Check durchzuführen. Auch Mängel müssen von Fachfirmen beseitigt werden. Eigenleistung ist in diesem Bereich nicht erlaubt.“

Auch von der Landeskirche bekommen die Gemeinden Unterstützung: „Die Ämter für Bau- und Kunstpflege führen im Turnus von drei Jahren eine Baubegehung durch und listen alle erkannten Mängel auf“, so Lemke. Auch die Evangelische Fachstelle für Arbeitssicherheit, die EFAS, führt Begehungen durch.  

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Symbolbild. Bild: Jerzy Sawluk / pixelio.de

Als die Kirche brannte...

„Der Küster hat geschrien: ,Die Kirche brennt!’ und ich bin raus auf die Straße gerannt“, Pastor Matthias Grießhammer erinnert sich noch genau an den 22. August 2006. Der Turm der Lutherkirche in der hannoverschen Nordstadt steht in Flammen. Noch 13 Jahre später merkt man Grießhammer die Sorge von damals an: „Ein erschütterndes Gefühl.“ Zunächst sei nicht klar gewesen, ob möglicherweise noch ein Jugendlicher im brennenden Gebäude war.

Beeindruckt hat Grießhammer die Präzision der Feuerwehr, die mit mehreren Löschzügen um die Kirche herum auffuhr. „Das lief wie ein Uhrwerk. Ich wurde sogar gefragt, ob Kunstwerke in der Kirche sind, die gerettet werden müssen.“ Seit dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg ist die Kirche von 1898 innen allerdings schlicht gehalten. Aber die Orgel wurde durch das Löschwasser zerstört, der Turm durch den Brand schwer beschädigt. „Die Sandsteinmauern sind zum Teil durch die Hitze geplatzt. Wir durften bis zur Sanierung aus statischen Gründen die Glocken nicht läuten.“

Die Ursache des Brandes ist bis heute nicht geklärt, so Grießhammer. Es könnte eine umgestürzte Kerze einer Jugendgruppe gewesen sein oder ein Defekt in einem Stromkabel. Die VGH-Versicherung habe den Schaden von rund einer Million Euro anstandslos ersetzt, betont der Pastor. Und die Gemeinde hat selbst noch etwas zusätzlich gesammelt, um das Turmdach etwas zu erhöhen. „Es ist im Krieg zerstört worden, das Aussehen kommt dem Original nun wieder etwas näher.

Nach dem Großfeuer in Paris wird über Brandschutz in Kirchen diskutiert. Grießhammer: „So ein Dachfeuer können sie mit Feuerlöschern nicht unter Kontrolle bekommen. Und alle Kirchen mit Sprinkleranlagen auszurüsten, so wie Flughäfen, das ist doch gar nicht umzusetzen.“ Und doch hat der Pastor einen dringenden Rat: „Und wenn es nur eine Kerze ist, offenes Feuer in der Kirche darf auf keinen Fall unbeaufsichtigt bleiben.“ 

Dirk Altwig/Themenraum
Der Kirchturm der Lutherkirche in Hannover brannte im August 2006. Bild: Jens Schulze/epd-bild