Wie fair ist fairer Konsum?
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Eine Woche Zeit für fairen Konsum
Tag 1
Fairer Konsum treibt uns beide schon lange um. Wir nehmen daher diese Woche zum Anlass, unser Einkaufverhalten wieder einmal bewusst zu reflektieren.
Tag 2
Bei einer Veranstaltung komme ich mit Matthias Rönicke von der Gemüsekiste (https://www.gemuesekiste.com/) ins Gespräch. Ein spannendes Konzept: Alles Bio aus der Region, Lieferung nach Haus oder auch an den Arbeitsplatz. Im Angebot sind neben Lebensmitteln auch Reinigungsmittel und Naturkosmetik. Sie arbeiten mit einem Dutzend Betrieben zusammen und beliefern etwa 4.000 Kund/innen. Und es heißt: „Wir wollen nicht mehr groß wachsen, das würde unsere gesamte Struktur verändern, und das wollen wir nicht. So ist es von der Größe genau richtig für alle Beteiligten.“ Respekt!
Tag 3
Ich (Matthias) lese im Netz, dass die Biosupermarktkette Alnatura alles daran setzt, in ihren Einrichtungen Betriebsratswahlen zu verhindern. (Link zum Artikel). Wir fragen uns: Wie passt das zusammen? Interesse an ökologisch fairen Lebensmitteln und die Verweigerungen von Rechten der Arbeitnehmer*innen im eigenen Unternehmen? Für uns heißt fair: ökologisch fair, ökonomisch fair undsozial fair. Sonst ist fairer Konsum am Ende doch nur eine Marketingmasche zur Steigerung des Profits und nicht eine Haltung.
Tag 4
Samstag ist Markttag. Wir haben das Glück, direkt neben einem Wochenmarkt zu wohnen. Wir kaufen dort bei einem regionalen Metzger Fleisch und bei einem Biobauernhof Obst und Gemüse. Dabei wird uns jede Woche aufs Neue bewusst, dass sich die Preise hier nicht jede/r leisten kann. Wir finden das ungerecht. Mit Harz IV bin ich darauf angewiesen, die billigeren Discounter zu nutzen. Nun sind manche Produkte auch dort inzwischen Bio. Aber ein Huhn aus biologischem Anbau ist im „Warenkorb“ des Existenzminimums. nicht vorgesehen.
Wenn wir wirklich eine Wende im Bereich Ernährung hinbekommen wollen, muss uns Essen und Trinken buchstäblich mehr wert werden – auch dem Staat, der diese Sätze festsetzt.
Tag 5
Es ist Sonntag und Zeit für einem neuen „Wandelpunkt“. Wir beide lieben Instagram und wollen dort in diesem Jahr 52 eigene Wandelpunkte posten. (Begleitende Website: www.wandelpunkte de). Wandelpunkte haben wir das Projekt genannt, weil wir sagen: Veränderungen beginnen an vielen kleinen Punkten und ziehen sich über lange Zeit hin.
Heute habe ich (Matthias) einen Sweater von Blueben ausgewählt. Der Clou: Er besteht aus Holzfasern und bei der Produktion wird mehr als 90% weniger Wasser benötigt als bei herkömmlichen Textilien. Bluebenhat die erste Auflage über die Crowdfoundingplattform Startnext finanziert. Ich habe das Projekt unterstützt und kann daher schon heute einen der wunderbar flauschigen Pullis tragen.
Tag 6
Ich (Christine) fahre zum Loseladen. Mittlerweile gibt es schon zwei in Hannover. Einkaufen ohne Plastik ist hier möglich. Ich spreche mit den Mitarbeiterinnen über das Konzept und die Aktion Klimafasten, doch leider will sich keine von ihnen fotografieren lassen. Ich hoffe, dass das Sortiment noch ausgeweitet wird, damit sich der Weg und die Zeit noch mehr lohnt.
Tag 7
Wir ziehen Bilanz. Es passiert schon eine Menge im Bereich fairer Konsum, vieles ist aber (noch) nicht so bekannt. Ökofairer Konsum ist auf der einen Seite leichter als gedacht, kostet aber Zeit für Recherche und Wege. Wenn sich im großen Stil etwas ändern soll, brauchen wir neben vielen kleinen Schritten auch eine große gesellschaftliche Debatte.
Daher ist in unserer Welt fairer Konsum eine Utopie, ein Ziel, auf das wir hinwirken können und von dem auch schon etliches verwirklicht ist, aber es bleibt noch viel zu tun.
Matthias und Christine Jung