Gott verwandelt diese Welt.
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Andacht zum Weihnachtsfest
Mein erstes Fotoalbum reicht von 1962 bis 1972. Und es zeigt in einem fast immer gleichen Rhythmus die Highlights eines Jahres: Geburtstagsfeier, Sommerurlaub, Weihnachten. Jahr für Jahr wieder. Damals fast alles noch in Schwarz-Weiß. Im Zeitalter der digitalen Fotografie ist diese Sparsamkeit beinahe lächerlich. Heute wird so viel fotografiert und dokumentiert wie noch nie. Tausende von Fotos ruhen in Smartphones und iPads. Selfies aus jeder Lebenslage füllen Instagram-Profile. Doch auch im digitalen Zeitalter bleiben Urlaub, Geburtstag und Weihnachten Anlässe zu zahllosen Schnappschüssen, alle Jahre wieder.
Besonders Weihnachten scheint die Wiederholung des immer Gleichen zu sein. An Heiligabend singen wir wieder die gleichen Lieder, hören die bekannten alten Texte. Auch zu Hause gibt es diese Wiederholung bis hinein in die kleinen alljährlichen Fragen: Spitze auf dem Tannenbaum oder nicht, Lametta ja oder nein, Bescherung vor oder nach der Kirche?
Das ist eine Treue zur Tradition, die es in vielen anderen Lebensbereichen längst nicht mehr gibt. Die Wiederholung des immer Gleichen. Heimat finden in einer vertrauten Form. Sehnsucht nach dem Gewohnten. Sie zeigt, wie sehr wir Bewährtes, Gesichertes, Immer-Wiederkehrendes in unserem Leben brauchen. Wiederholung bedeutet aber auch: Sich etwas wieder holen, was im Alltag fehlt. Genau dieses geschieht zu Weihnachten. Für ein paar Stunden holen wir den Wunderglauben zurück ins Leben. Wer in dieser Nacht nicht an Wunder glaubt, der glaubt bald an gar nichts mehr.
Die beiden großen weihnachtlichen Wunder-Sätze, die wir Jahr für Jahr wieder hören, lauten für mich: „Friede auf Erden“ und „Fürchtet Euch nicht.“ Zwei Sätze, die sich als starkes Motto in die Weihnachtszeit platzieren.
„Friede auf Erden“. Wie fern scheint diese Hoffnung, von der die Engel berichten! Wie absurd scheint eine solche Forderung. Und doch gilt sie. Sie muss gelten. Gegen allen Anschein muss sie festgehalten werden. Wenn wir die Hoffnung aufgeben, die in diesem Friedens-Satz verkündigt wird, liefern wir uns dem Handel des Bösen aus und akzeptieren den Teufelskreis der Gewalt.
Und „Fürchtet Euch nicht!“. Wir sind verunsichert wie seit langem nicht mehr und hören es gerne, das „Fürchtet Euch nicht!“ Doch es meint hier nicht nur die Anteilnahme für das furchtsame Kind in uns, sondern den Aufruf zur Verantwortung. Was können wir tun, um unsere Sorgen vor der Zukunft zu bewältigen? Welche Lösungen bieten sich uns an, um den Herausforderungen auch im nächsten Jahr begegnen zu können?
„Friede auf Erden“ und „Fürchtet euch nicht“ - das begleitet uns vom Weihnachtsfest in das kommende Jahr. Wir sind keine Gefangenen unserer Angst. Das, was das Leben bedroht, ist stark und gefährlich. Deshalb wird auf den Feldern von Bethlehem und in den dunklen Winkeln unseres Herzens Gottes Gegenwart herbeigerufen. Nicht durch die Klage und ein Lamento, sondern durch Lob und Verheißung. Es gibt viel zu fürchten. Doch gerade deshalb gilt: Loben wir Gott. Singen wir ihm. Jahr für Jahr. Tag für Tag.
Mit solchem Lob wird Gottes Herrschaft ausgerufen. Der Stärkere wird angesagt, vor dem die Fesseln springen und die Mauern reißen. Was wären wir ohne unsere Hoffnungen?
Die Zuversicht dieser alten Geschichte vom Kind aus Bethlehem reißt uns aus dem Kerker der Sorge.
In den Herzen ist's warm;
Still schweigt Kummer und Harm.
Sorge des Lebens verhallt;
Freue dich! 's Christkind kommt bald!
Gott verwandelt diese Welt. Seit dem ersten Weihnachtsfest ist nichts mehr gleichgültig, weil Gott unsere Sorge des Lebens aufnimmt. Dessen seid gewiss und: „Fürchtet Euch nicht!“
Friede sei in Ihrem Haus!
Ihr
Ralf Meister
Landesbischof Ralf Meister