Wir leben von Hoffnung!
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Andacht zum 2. Advent
Wir leben von Hoffnung. Wir hoffen, dass die weltweiten Bemühungen um unser Klima vielleicht doch noch etwas bringen, auch wenn schon die ersten Inseln im Meer verschwunden sind. Wir hoffen, dass irgendjemand es schafft, den Menschen im Kongo etwas zu essen zu bringen, ebenso wie den Menschen in Indonesien, in Bangladesch, auf den Philippinen. Wir denken an alle, die aus großer Not auf der Flucht sind und hoffen mit ihnen, dass sie in ein normales Leben zurückkehren können.
Genauso sieht es in unserem alltäglichen Leben aus. Wir hoffen, dass wir gesund bleiben oder wieder gesund werden. Viele bangen darum, ob es am Monatsende noch reicht und sie in ihrer Wohnung bleiben können. Und wie viel Hoffnung steckt in der Zukunft unserer Kinder, Nichten und Neffen. Werden sie es schaffen?
Es sind auch wunderbare Bilder der Hoffnung, die Jesaja für uns malt. „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen.“
Mehr davon! Was für eine schöne Zukunft sehen wir in diesen Bildern! Und gleichzeitig wissen wir, dass dieses Paradies eben jetzt noch nicht da ist. Jetzt hungern und sterben Menschen, auch viele Kinder. Jetzt stehen wir in der Arztpraxis und müssen uns die Diagnose anhören.
Können hier und heute diese Worte des Jesaja helfen, die tausende von Jahren auf dem Buckel haben? Müssen wir nicht sagen, dass das ja schöne Bilder einer fernen Zukunft sind, auf die die Menschheit schon lange vergeblich wartet?
Jesaja spricht aus eigener Erfahrung. Er hat selbst erlebt, dass das Volk Israel von einer fremden Macht bedrängt wurde. Und er sah seine Aufgabe darin, den Menschen Mut zu machen, die schwere Zeit zu überstehen. Das konnte er nur mit Worten, nicht mit Soldaten und Waffen. Jesaja setzt einzig und allein darauf, die Menschen an die unglaublich starken Kräfte des Glaubens und der Hoffnung zu erinnern.
Er tut das, indem er sich direkt an uns, an dich und mich wendet und uns sagt: „Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! Sagt den verzagten Herzen: „Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott!““. WIR sind gefragt, WIR können etwas tun und sagen. Wir geben die Erfahrung weiter, dass Gott bei uns ist.
DANN, so geht es weiter, DANN „werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken.“
Wir leben von Hoffnung. Jesaja ermuntert uns, müde Hände in unsere Hände zu nehmen und Menschen zu stützen, wenn sie sich nicht mehr auf ihren Beinen halten können. Er traut uns zu, dass wir den Verzweifelten tröstende Worte sagen können.
„Ich bitte Euch, lasst uns als Kirche mit Liebe und Frieden vorangehen!“ – das sagte letzte Woche Pastor Mofid Karajili der Landessynode in Hannover in einem Grußwort. Er kommt mitten aus dem Krieg in Syrien, hatte seine Gemeinde im belagerten Homs und geht demnächst nach Aleppo. „Ohne euch hätten wir nicht existieren können“ sagte er und meinte damit die Hilfe deutscher Kirchen. „Wir sind wieder da, das Leben kehrt zurück“ sagte er.
Was für ein Hoffnungszeichen mitten im Advent.
Amen.
Johannes Neukirch