Startseite Archiv Tagesthema vom 29. November 2018

"Es ist sehr viel Vertrauen verloren gegangen"

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Landesbischof Ralf Meister hat zu einer intensiven Aufarbeitung von Missbrauchsfällen auch in der evangelischen Kirche aufgerufen. Diese Taten in beiden großen Kirchen hätten "einen Vertrauensverlust herbeigeführt, dessen Ausmaß menschlich kaum gefasst werden kann", sagte Meister am Mittwoch vor der Landessynode in Hannover. "Wir stehen als Kirche und als Christen in Scham und Schuld." Nun müssten die Kirchen mit unabhängiger Unterstützung nach den Ursachen forschen, die diese "furchtbaren Straftaten" geschehen ließen und begünstigt hätten.

Gemeinsam mit dem Hildesheimer katholischen Bischof Heiner Wilmer habe er sich für eine kompromisslose Strafverfolgung durch den Staat ausgesprochen, betonte Meister vor dem evangelischen Kirchenparlament: "Die Täter und Täterinnen haben nicht nur die Opfer schwer geschädigt. Sie haben auch eine Kultur des Misstrauens in unserer Gesellschaft gesät, die noch nach Jahrzehnten furchtbare Blüten in unserem Land hervorbringen wird."

Bild: Jens Schulze

In seinem Bischofsbericht zum Thema Vertrauen beklagte Meister eine Vertrauenskrise in der ganzen Gesellschaft. "In der Ökonomie erkennen wir betrügerische Absichten von großen Konzernen und teilweise eine Verwahrlosung von Anstand und Ehrlichkeit", kritisierte er. Je weniger sich politische Entscheidungen durchsetzen ließen, desto mehr schwinde auch das Vertrauen in politische Verantwortungsträger:

"Vertrauen wird nicht mehr gewährt, wenn man beispielsweise, um der irrationalen Verehrung des 'freien Autofahrens' gerecht zu werden, Fahrverbote als den Untergang des Abendlands versteht und alles tut, um sie zu verhindern."

Bild: Jens Schulze

Meister warnte zugleich davor, neuen Halt in einer Verklärung der Vergangenheit und im Nationalismus zu suchen. "Diese Nostalgie idealisiert Zustände, die weder damals ideal waren, noch heute taugen für eine globale und vielfältige Welt." Die evangelische Kirche setze großes Vertrauen in die Demokratie und engagiere sich für die aktive Mitwirkung daran. "Wir dürfen die demokratische Staatsform niemals infrage stellen", mahnte er. Zugleich rief er dazu auf, sich für die europäische Idee einzusetzen und einem Auseinanderbrechen der Europäischen Union entgegenzuwirken. Europa sei die Lösung der Probleme und nicht ihre Ursache, betonte er.

"Ich schlage vor, dass wir in allen Gremien in den ersten Monaten 2019 überlegen, wie wir ermutigen können zur Europawahl zu gehen", sagte Meister. Zudem regte er an, dass die Landeskirche dem Trägerverein für einen europäischen Kirchentag im Jahr 2020 beitreten könne.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
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"Aufarbeitung und Prävention ausbauen"

Bild: Landeskirche

"Lasst uns als Kirche mit Liebe und Frieden vorangehen!"

Der syrische Pastor Mofid Karajili hat alle Kirchen ohne Rücksicht auf ihre unterschiedlichen politischen Haltungen zur Zusammenarbeit aufgerufen. Gemeinsam mit der syrischen evangelischen Gemeinde sollten sich die deutschen Kirchen weiter für den Frieden in Syrien einsetzen, sagte Karajili in seinem Grußwort bei der Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers am Mittwoch in Hannover. Diese Solidarität sei die wichtigste Hilfe, die seine syrische Gemeinde zurzeit erfahre.

Laut Karajili sind in Syrien seit Beginn des Krieges mehr als 13 Millionen Menschen vertrieben worden. Eine Million Geflüchtete lebten zurzeit in Europa, rund 800.000 von ihnen in Deutschland. Die Hälfte aller Christen hätten mittlerweile Syrien verlassen.

Im syrischen Krieg seien 309 Schulen zerstört worden. Dies sei ein Drittel aller syrischen Schulen. Fast drei Millionen Schüler hätten infolgedessen keinen Zugang zu Bildung. Zweieinhalb Millionen Gebäude und rund 60 Prozent der Krankenhäuser seien inzwischen zerstört. Die Wirtschaft habe auch aufgrund der Sanktionen durch die USA und die EU stark gelitten. Die Preise seien mittlerweile um ein Zehnfaches höher gegenüber 2011.

Karajili war sieben Jahre lang als Pastor der Evangelischen Nationalsynode in Syrien und Libanon in Homs tätig und ist jetzt nach Aleppo gewechselt. Obwohl die gesamte evangelische Kirche in Syrien nur etwa 12.000 Menschen umfasse, habe ihr die Unterstützung der hannoverschen Landeskirche zum ersten Mal das Gefühl vermittelt, keine kleine, sondern eine große Kirche zu sein, sagte Karajili am Ende seines Grußwortes. "Ohne euch würden wir nicht überleben."

Die hannoversche Landeskirche unterstützt die Bürgerkriegsopfer in Syrien durch Spenden und Kollekten sowie mit eigenen Mitteln von jährlich 25.000 Euro. Sie fördert damit unter anderem Projekte an Schulen. Über das Engagement der Landeskirche informiert die Internetseite 

Bild: Jens Schulze