"Es ist sehr viel Vertrauen verloren gegangen"
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Landesbischof Ralf Meister hat zu einer intensiven Aufarbeitung von Missbrauchsfällen auch in der evangelischen Kirche aufgerufen. Diese Taten in beiden großen Kirchen hätten "einen Vertrauensverlust herbeigeführt, dessen Ausmaß menschlich kaum gefasst werden kann", sagte Meister am Mittwoch vor der Landessynode in Hannover. "Wir stehen als Kirche und als Christen in Scham und Schuld." Nun müssten die Kirchen mit unabhängiger Unterstützung nach den Ursachen forschen, die diese "furchtbaren Straftaten" geschehen ließen und begünstigt hätten.
Gemeinsam mit dem Hildesheimer katholischen Bischof Heiner Wilmer habe er sich für eine kompromisslose Strafverfolgung durch den Staat ausgesprochen, betonte Meister vor dem evangelischen Kirchenparlament: "Die Täter und Täterinnen haben nicht nur die Opfer schwer geschädigt. Sie haben auch eine Kultur des Misstrauens in unserer Gesellschaft gesät, die noch nach Jahrzehnten furchtbare Blüten in unserem Land hervorbringen wird."
In seinem Bischofsbericht zum Thema Vertrauen beklagte Meister eine Vertrauenskrise in der ganzen Gesellschaft. "In der Ökonomie erkennen wir betrügerische Absichten von großen Konzernen und teilweise eine Verwahrlosung von Anstand und Ehrlichkeit", kritisierte er. Je weniger sich politische Entscheidungen durchsetzen ließen, desto mehr schwinde auch das Vertrauen in politische Verantwortungsträger:
"Vertrauen wird nicht mehr gewährt, wenn man beispielsweise, um der irrationalen Verehrung des 'freien Autofahrens' gerecht zu werden, Fahrverbote als den Untergang des Abendlands versteht und alles tut, um sie zu verhindern."
Meister warnte zugleich davor, neuen Halt in einer Verklärung der Vergangenheit und im Nationalismus zu suchen. "Diese Nostalgie idealisiert Zustände, die weder damals ideal waren, noch heute taugen für eine globale und vielfältige Welt." Die evangelische Kirche setze großes Vertrauen in die Demokratie und engagiere sich für die aktive Mitwirkung daran. "Wir dürfen die demokratische Staatsform niemals infrage stellen", mahnte er. Zugleich rief er dazu auf, sich für die europäische Idee einzusetzen und einem Auseinanderbrechen der Europäischen Union entgegenzuwirken. Europa sei die Lösung der Probleme und nicht ihre Ursache, betonte er.
"Ich schlage vor, dass wir in allen Gremien in den ersten Monaten 2019 überlegen, wie wir ermutigen können zur Europawahl zu gehen", sagte Meister. Zudem regte er an, dass die Landeskirche dem Trägerverein für einen europäischen Kirchentag im Jahr 2020 beitreten könne.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen