Frieden beginnt zwischen Menschen
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Andacht zum Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr
Am 11. November gibt es in diesem Jahr (mindestens) drei Anlässe, um über das Thema Frieden nachzudenken:
Das 11. November ist der Martinstag. Der Namensgeber Martin von Tours lebte im vierten Jahrhundert. Er war der Sohn eines römischen Offiziers. Wie sein Vater wurde er Soldat. Er gehörte zur Reiterei der Kaiserlichen Garde. Die Gardisten trugen über dem Panzer einen Überwurf aus zwei Teilen, eine Art Mantel. An einem Tag im Winter begegnet Martin am Stadttor einem armen, unbekleideten Mann. Martin teilt seinen Mantel mit dem Schwert und gibt eine Hälfte dem Armen. Martin wendet seinen Blick vom hohen Ross auf den Mann ganz unten. Er sieht: der friert. Und er fragt: was kann ich tun, dass es diesem Menschen jetzt besser geht?“. Frieden beginnt zwischen Menschen. Frieden beginnt mit dem genauen Hinschauen. Frieden beginnt mit dem Teilen der Güter, die wir haben.
Am 11. November vor 100 Jahren endeten mit der Unterzeichnung der Waffenstillstandserklärung die Kampfhandlungen der Erstens Weltkriegs. Zum Frieden zwischen Völkern gehören Absprachen und Verträge, an die sich alle halten und auf die sich alle Beteiligten verlassen können. Solche Verträge zu schaffen, ist harte Arbeit. Sie beginnt lange vor der Unterzeichnung eines Vertrages oder eines Abkommens. Sie beginnt mit offiziellen Gesprächen an Konferenztischen oder runden Tischen. Sie beginnt auch in vielen informellen Gesprächen auf Fluren und bei Empfängen. Das Handwerkszeug internationaler Friedensverhandlungen ist die Diplomatie. Vertrauen schaffen, einander begegnen, das Gespräch nicht abreißen lassen, geduldig sein, den rechten Moment abwarten und nutzen. Abwägen, was dem Ganzen dient, Lösungen suchen, bei denen alle das Gesicht wahren können. Den Frieden rechtlich verbindlich in einklagbaren Verträge schreiben. Beim Friedensschluss am 11.11. 1918 ist vieles davon nicht berücksichtig worden und nicht gelungen. Aus den Fehlern der Geschichte gilt es zu lernen.
In diesem Jahr beginnt am 11. November die Ökumenische Friedensdekade, die es in Deutschland seit Beginn der 80ger Jahre gibt. 10 Tage lang ermutigt die Friedensdekade im Monat November Gemeinden zum Gebet für den Frieden. Katholische, evangelische und freikirchliche Gruppen suchen, wie Frieden werden kann: zwischen Menschen, zwischen Völkern, mit der Erde, mit Gott. Denn wir wissen: der Frieden ist nicht selbstverständlich und er ist zerbrechlich. Wir gehen vorbei am frierenden Menschen, wir brechen Verträge und Absprachen im Kleinen wie im Großen. -Und mit den Waffen für den Krieg lassen sich verlässlich gute Geschäfte machen.
Dagegen setzt die Friedensdekade das biblische Motto: „Schwerter zu Pflugscharen“: Ein Schmied haut aus einem Schwert eine Sichel. Mit der kann man den Acker pflügen. Das schafft Brot für alle und wehrt dem Hunger. Die Intention des Mottos lautet deshalb: Menschen, setzt euren Verstand dafür ein, Geräte und Technik zu schaffen, die dem Frieden dienen. Krieg und Waffen zerstören ein Land und bringen Menschen, Tieren, Pflanzen den Tod. Heute, im Jahr 2018 gibt es Waffen, die können ohne menschliches Zutun tausende Kilometer fliegen und zielgenau Menschen töten. Durch einen Klick an der Maus eines Computers. „Krieg 3.0“ nennt man das in der Computersprache. Nach dem Krieg 1.0 mit Schwertern wie bei Martin von Tours und dem Krieg 2.0. mit all den schrecklichen Waffen des Ersten und Zweiten Weltkrieges nun also Krieg 3.0. Niemand macht sich mehr die Finger schmutzig. Niemand kann zur Verantwortung gezogen werden. Das Sterben jedoch wird im Krieg 3.0. nicht weniger. Auf den Plakaten zur Friedensdekade sehen wir wie auf einem Computerbild kleine Kästchen/Pixel. Sie bilden Kreuze. Durch sie hindurch leuchtet die Erde. Zerkratzt wirkt sie, angeschlagen.
Frieden braucht die ganze Schöpfung. Alles, was lebt, hat nur diesen einen Planeten. Ihn zu bewahren, ist das, was Gott uns anvertraut hat. Und wir sind nicht allein bei der Suche nach Frieden. Gott selber will Frieden. Gott schenkt uns seinen Frieden. Wir sind nicht allein auf der Erde. Tiere und Pflanzen sind mit uns. Der Friedensnobelpreisträge Albert Schweitzer hat einmal darauf hingewiesen, dass Tiere und Pflanzen keine Waffen außer ihrem „Körper“ haben. Das setzt dem Kampf ums Überleben deutliche Grenzen. Nur wir Menschen haben Waffen, die unsere kleine Kraft um ein Vielfaches übersteigert. Verwandeln wir diese Waffen in Werkzeuge, die dem Frieden dienen. Damit Menschen sicher wohnen und die Erde bleibt. Amen
Pfarrerin Sabine Müller-Langsdorf und Pastor Lutz Krügener